Eine Choreografie der Sprache:
von stillen Kollisionen, wutentbrannten Flächenbränden und aufgedeckten Eskapaden
Wo die Verhältnisse prekär werden, sortiert Barbara Hundegger die Sorgen um. Wo es still wird, hört sie zu, überhört nicht: Wer den falschen Ton angibt, wer nicht gesehen wird, wer ein ums andere Mal nicht gemeint ist, wer nicht sein darf, wer die Falschen schützt.
Sie prangert an: all die Lebensweisen, Redensweisen, die es sich herausgenommen haben, uns zu verspotten. Aber Barbara Hundegger dreht um, was gedreht werden muss; sie spielt mit der Sprache, die mit uns spielt. Weil Hundegger lyrisch sichtbar macht, was im Gesagten, im Hinaus-Posaunten an Ungesagtem, an Herrschaftstechniken enthalten ist. Sie bastelt Säulen, auf denen wortewichtige Schlösser ihr Zuhause finden. Ihre Zeilen sind markant; der Raum, den sie aufmachen: gefüllt mit Gesellschaftskritik.
Barbara Hundeggers Lyrik schürft tief, verwandelt Worte in schiere Gedicht-Gebilde, die beides können: treffen und betören.
Das Intime in Hundeggers Lyrik verhandelt mit der Komplexität unserer Gesellschaft, unseres Alltags. Die Beschau der Verhältnisse ist immer auch eine Hinterfragung des Gängigen. Untrennbar damit verbunden: die persönliche Gegenwart, die eigene Kindheit, die es vielleicht so gab, vielleicht ganz anders … Der Ton: eine Mischung aus Brisanz und Intensität, Kritik und Selbstkritik, Analyse und Gefühl. Die Wirkung: signifikant.
Ein Lyrikband zum 60. Geburtstag einer großen, feministischen Dichterin unserer Zeit.
Over de auteur
Barbara Hundegger ist freie Schriftstellerin, Lyrikerin, Sprach-Architektin. Sie wurde 1963 in Tirol geboren. Ihr Leben zeichnet sich durch eine vielgestaltige publizistische Laufbahn aus. Seit vielen Jahren engagiert sie sich für die Autonome Frauenbewegung. Hundegger wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Österreichischen Kunstpreis 2021, dem Tiroler Landespreis für Kunst 2020, dem Anton-Wildgans-Preis 2014 oder dem Outstanding Artist Award 2011. Ihr Gedichtband ‘[anich.atmosphären.atlas ]’ wurde von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zu den zehn besten deutschsprachigen Lyrikbänden 2020 gewählt. Hundeggers Wort-Kunst: virtuos, gesellschaftspolitisch, aktuell.