Maria Katharina Prestel erlangte in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann Johann Gottlieb durch die sog. Presteldrucke bereits zu Lebzeiten einen hohen Bekanntheitsgrad. Beide reproduzierten Zeichnungen anderer Künstler aus verschiedenen Epochen, die sie ‘in der Handzeichnungsmanier täuschend ähnlich’ nachzuahmen wussten. Nachdem die Künstlerin ihren Mann verlassen hatte und sich in London ansiedelte, widmete sie sich der druckgraphischen Reproduktion von Gemälden und erlangte auch im Ausland ein entsprechendes Renommee. Ziel der Arbeit war die Rekonstruktion und Analyse des druckgraphischen Œuvres der Künstlerin. Das erstmals erstellte Werkverzeichnis belegt, dass die Künstlerin bei den in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann entstandenen reproduktionsgraphischen Mappenwerken nach Zeichnungen etwas mehr als die Hälfte aller Druckgraphiken ausführte. Somit kann von einer Gleichberechtigung innerhalb des Werkstattbetriebes gesprochen werden, was im 18. Jahrhundert für Künstlerinnen nicht selbstverständlich war. Die systematische Einzelblattanalyse zeigt nicht nur die technischen Fähigkeiten der Künstlerin, sondern gibt auch einen repräsentativen Überblick zu ihren Zeichnungs- und Gemäldereproduktionen. Mit der exemplarischen Bearbeitung des Œuvres von Maria Katharina Prestel konnte sowohl ein wichtiger Beitrag zur Künstlerinnenforschung als auch zur Reproduktionsgraphik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geleistet werden.
Over de auteur
Claudia-Alexandra N. Schwaighofer studierte Mittlere und Neuere Kunstgeschichte, Politische Wissenschaften, Neuere Deutsche Literatur sowie Markt- und Werbepsychologie in München. Wissenschaftliche Mitarbeit an mehreren Ausstellungsprojekten, Tätigkeit in verschiedenen Münchener Verlagen sowie wissenschaftliche Hilfskraft im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Promotion mit einer Dissertation zum Thema ‘Von der Kennerschaft zur Wissenschaft. Reproduktionsgraphische Mappenwerke nach Zeichnungen in Europa 1726–1857’ im Sommer 2006 in München. Veröffentlichungen zur Druckgraphik des 17. bis 19. Jahrhunderts, Münchener Malerei des 19. Jahrhunderts, frühen Plakatkunst und dem Architekten O. A. Gulbransson.