‘Wir sind in die Falle gegangen, haben an einem System mitgewirkt, von dem wir wussten, dass es einen grausamen Tod bringen wird.’ Ein Schweizer Schriftsteller schreibt einen bewegenden Brief der Anteilnahme und ein aufrüttelndes Dokument des Entsetzens über die nukleare Katastrophe von Fukushima.
In Tokio steht das Kirschblütenfest bevor, als sich die Havarie im Atomkraftwerk Fukushima ereignet. Nach mehreren Explosionen werden radioaktive Strahlenwerte gemessen, die denen von Tschernobyl nicht nachstehen. Daniel de Roulet hat selbst in einem Kernkraftwerk gearbeitet und befasst sich in seinen Büchern seit langem kritisch mit der Atomenergie. Er verfolgt die Katastrophe in Japan geschockt und schreibt einen sorgenvollen Brief an seine japanische Freundin Kayoko, mit der er vor genau einem Jahr in Tokio zusammen war. Kernkraftwerke sind für Daniel de Roulet Ausdruck der Maßlosigkeit und stehen in ihrem Zynismus den Menschheitsverbrechen des 20. Jahrhunderts nicht nach. Das Erschreckende: Wir wussten um das tödliche Potential der Atomkraft und haben den Wahnsinn trotzdem zugelassen. Aber hilft diese Erkenntnis jetzt den verstrahlten Mitarbeitern des Atomkraftwerks, den Evakuierten, den Bewohnern Tokios und ganz Japans? Und brauchen sie das Mitgefühl und die Betroffenheit von Europäern?
Over de auteur
Daniel de Roulet wurde 1944 in Genf geboren. Nachdem er einige Jahre als Architekt und Informatiker tätig war, widmet er sich seit 1997 ausschließlich der schriftstellerischen Arbeit. Seine Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt und ausgezeichnet. Neben seinen Romanen erregte insbesondere sein Lebensbericht <I>Double</I> (1998) Aufsehen, eine Art Autobiographie anhand der Akte, die die Schweizer Polizei in jahrelanger Überwachung zusammengetragen hat. Auch sein literarischer Bericht <I>Ein Sonntag in den Bergen</I> (2006) fand breite Beachtung. Darin bekennt de Roulet einen Brandanschlag auf das Chalet von Axel Springer bei Gstaad im Jahr 1975 und erzählt, wie es dazu kam.