Die Begegnung Jesu mit Maria und Martha (vgl. Lk 10, 38-42) hat in der spirituellen Geschichte der christlichen Lebensführung eine wichtige Rolle gespielt. Wenn man dieses Modell von Aktion und Kontemplation, von Wirken und Schauen, nachzeichnet, stößt man auf Meister Eckharts berühmte Predigt über Maria und Martha und auf ihre Wirkung über Johannes Tauler und Martin Luther zur Entwicklung eines weltlichen Berufsethos. Bei Eckhart und Tauler bleibt aber die Beziehung von ‘vita activa’ und Schauen als Einheit erhalten. Denn das Wirken bildet die ‘Wirklichkeit’ Gottes in der Welt ab. ‘Mitten im Wirken schauen’ ist daher das hier in seiner Entwicklung dargestellte spirituelle Projekt.
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Dietmar Mieth war Professor für Theologische Ethik an der Universität Tübingen. Er leitet die Forschungsstelle „Meister Eckhart“ am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt und war langjähriger Präsident der interdisziplinären Meister-Eckhart-Gesellschaft. Viele Veröffentlichungen zur Sozialethik, zur narrativen Ethik, zu ethischen Fragen der modernen Biomedizin sowie zur mittelalterlichen Mystik.