Über die formative Kraft der bürgerlichen Geschlechterdichotomie im Verständnis der Wissenschaft des 18. und 19. Jahrhunderts.
Richtige Wissenschaft kann nur von Männern gemacht werden – so die Vorstellungswelt, aus der die deutsche Geschichtswissenschaft im späten 18. und 19. Jahrhundert entstanden ist. Was dieses Denken für das Fach bedeutete, ist das Thema dieser Studie.
Als Quellen werden die klassischen Texte der Historiographiegeschichte neu gelesen, darüber hinaus berücksichtigt der Autor – zum Teil erstmals – Portraits von Historikern (Frontispize und Ölgemälde). Dieses Material ermöglicht es Schnicke, eine bislang vernachlässigte Größe in der Wissenschaftsgeschichte zu konturieren: den Körper. Obwohl dieser den Horizont der Selbstreflexion unterschritt, war er doch zentral für die soziale Definition des Faches.
Die Studie stellt überzeugend dar, dass sich die Vermännlichung der Geschichtswissenschaft nicht in der Existenz der ausschließlich männlichen Fachvertreter erschöpfte. Vielmehr wurde die Vermännlichung auf allen relevanten Ebenen der Disziplin realisiert: in der Anthropologie des Historikers, in der Konzeption historischer Forschung und in den Methoden und Institutionen.
Over de auteur
Falko Schnicke, geb. 1982, studierte Neuere Geschichte und Neuere deutsche Literatur in Hamburg, Berlin und London. Nach seiner Promotion an der HU Berlin war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität Hamburg. Seit 2015 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DHI in London, wo er an einer Habilitation zur Inszenierung von Staatsbesuchen im 20. Jahrhundert arbeitet.