Der Jahreswechsel des 31.12.1999 zum 1.1.2000 – in die so genannten Nullerjahre – verlief verblüffend gewöhnlich angesichts allerlei apokalyptischer Szenarien, die im Vorfeld beschworen wurden. Sprach die Medienöffentlichkeit noch zuvor von den katastrophalen Folgen der Jahrtausendwende, so wachten die Menschen am ersten Januar doch in einer auffallend gleichen Welt auf, mit den gleichen Problemen und der gleichen Alltäglichkeit wie in den Jahren zuvor. Bis von den Nullerjahren als einer möglichen Zäsur gesprochen wurde, sollte es beinahe zwei Jahre dauern. Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 wurden gewohnte Sicherheiten erschüttert. Hatte man in den 1990er Jahren noch gedacht, man sei in einer nun endgültig von Amerika dominierten Weltordnung angekommen, die Francis Fukuyama allzu leichthändig mit dem ‘Ende der Geschichte’ gleichsetzte, so waren alle derartigen Thesen und Deutungen mit einem (An-)Schlag obsolet. Waren die Nullerjahre also im Wesentlichen ein Jahrzehnt neuartiger Verunsicherung? Oder dominierten Kontinuitäten, Traditionsüberhänge, Fortsetzungen von Entwicklungen, die bereits die 1990er Jahre kennzeichneten? Die kommende Ausgabe von INDES möchte sich mit diesem besonderen Jahrzehnt befassen, zurückblicken und dabei eintauchen in die politisch-sozialen Ereignisse, Strukturen, Mentalitäten dieser Zeit. Kurzum: Was macht die Nullerjahre besonders? Und welche Ereignisse prägten den Zeitraum vom Jahreswechsel 99/00 bis zum Jahr 2010?
Over de auteur
Detlef Lehnert ist Professor der Politikwissenschaft an der FU Berlin, Präsident der Hugo-Preuß-Stiftung und der Paul-Löbe-Stiftung.