Erstes Buch: Nach Kündigung seiner Lehrertätigkeit Ende der neunzehhundertsiebziger Jahre in Köpenick wird mir; dem Autor, angeboten, Schüler, die ihre zehn Schuljahre ohne Abschluss beendet haben, auf dem Weg in einen Beruf in den theoretischen Fächern zu unterrichten.
Ich erkannte, dass ich relativ eigenständig arbeiten konnte und sagte zu. –
Ich sitze allein im leeren Raum. Nur Ruhe brauche ich jetzt, mich selbst wiederzufinden; um erneut Geduld zu sammeln. Was ist es, was man vergibt mit seiner Güte und Geduld? Ist es seelische Materie, die man abbaut? Woher nimmt man neue Kräfte? Doch nur aus ehrlichen Gesprächen, aus wohlwollenden Kritiken, aus Offenheit und Vertrauen. Und viele Lehrer kehren dem Ort, an dem dies fehlt, den Rücken. Wer noch die Kraft besitzt zu fliehen, flieht. –
Zweites Buch: Die Eisengießerei Birkenwerder hatte wegen zu geringer Wirtschaftlichkeit 1969 schließen müssen.
‘Jetzt, am Morgen, herrscht in der Gießerei die dämmrige, samtene Ruhe des Waldes. Die Luft riecht nach Kohlenstaub und frisch aufbereitetem Formsand, den die Arbeiter der Nachtschicht aufbereitet und zu mannshohen schwarzen Hügeln neben die Arbeitsplätze geschaufelt haben. Da, wo tags zuvor ein kompaktes Stück gegossen worden ist, dampft noch immer der Boden, und der Sandhaufen strahlt Wärme aus.
Am frühen Nachmittag, wenn das Gießen beginnt, kann man den Geruch der Schwefelgase schmecken.
Over de auteur
Fritz Leverenz wurde 1941 in Berlin geboren, erlernte in einer Eisengießerei Former.
1959 bis 1963 NVA, anschließend Fachabitur und Studium für Sport und Geschichte in Potsdam.
Danach arbeitete er als Lehrer, gab aber 1982 den Lehrerberuf wegen ideologischer Gängelei auf, begann zu schreiben und arbeitete als Erzieher in einem Jugendwohnheim für sozial gefährdete Jugendliche und nach Auflösung des Heimes, bis 2005 als Erzieher an einer Sprachheilschule.
Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.