Medizin und Literatur zusammenzubringen ist verheißungsvoll, denn die Literatur lässt uns mit dem Leben in Berührung treten, und so vermittelt die Literatur vielfach ein Lebenswissen, das empfänglich sein kann für die Vielschichtigkeit der Erlebnismomente kranker Menschen in ihren jeweiligen Lebenskrisen. Literatur kann durch die Erzählung von Lebensgeschichten auf ihre Weise das Verständnis von Menschen erweitern, denn wer sich mit Literatur beschäftigt, erhält ein vertieftes Einfühlungsvermögen in existentielle Fragen, die vor allem bei kranken Menschen in ihrer Krisenerfahrung im Zentrum stehen. Die Literatur kann Zugang eröffnen zur Vielfalt möglicher Deutungen von Gesundsein und Kranksein, individuelle Umgangsformen mit Krankheit in Gang setzen.
Die Beschäftigung mit der Literatur bereichert die Medizin in einer entscheidenden Weise, denn während die Medizin in ihrer vornehmlich naturwissenschaftlichen Ausrichtung auf die Verobjektivierung des Befundes ausgerichtet ist, kann die Literatur das Objektive anfärben und mit Leben füllen, einen Ausblick in den grenzenlosen Horizont verschiedenster Lebenswelten eröffnen.
Literatur kann die Einsicht aufschließen, die Laborwelt und Lebenswelt, Krankheit und Kranksein, Wissenschaftlichkeit und Zwischenmenschlichkeit miteinander zu verbinden. Medizin wird erst durch den Blick auf den ganzen Menschen ihrem genuin sozialen Anspruch gerecht, die Literatur kann dafür sensibilisieren.
So möchte der vorliegende Band durch das Zusammenführen namhafter Autoren, denen wir für ihre Leistung mit tiefem Dank verbunden sind, das besondere Potential der Literatur für eine Humanisierung der Medizin aufzeigen.
Inhoudsopgave
Grußwort (Marga B. Wagner-Pischel / Giovanni Maio).-Einleitung(Giovanni Maio).- Prolog: Medizin und Literatur(Rüdiger Safranski).- 1. Über die Heilkraft der Literatur von Goethe bis zum Existentialismus(Achatz von Müller).- 2. Gesundheit und Krankheit in der Literatur(Dietrich von Engelhardt).- 3. Die Bedeutung der Literatur für die Medizin als Beitrag zu einer Humanisierung der medizinischen Welt(Giovanni Maio).- 4. Warum Medizin, Kunst und Literatur zusammengehören(Karl-Josef Kuschel).- 5. Der Mensch in seiner ganzen Schwäche. Gedanken zum Verhältnis von Literatur und Medizin(Klara Obermüller).- 6. Der ganze Mensch. Friedrich Schillers medizinische Konzepte im Horizont der zeitgenössischen Anthropologie(Ralph Köhnen).- 7. Literatur- und medizinethische Dimensionen von Krankenbiographien(Katharina Fürholzer).- 8. Ästhethik des Falls. Zur Konvergenz und Divergenz naturwissenschalicher und literarischer Erzählformen in Fallgeschichten(Nicolas Pethes).- 9. Empathie im Umgang mit dem Tabu(bruch). Arzt-Patient-Kommunikation in Texten der russischen Literatur(Gabriele Lehmann-Carli).- 10. Die Arzt-Patient-Kommunikation in Jeffrey Eugenides’ Roman Middlesex (Jarmila Mildorf).- 11. Zur Ästhetik von Grenzerfahrungen. Schmerz in literarischen Texten(Iris Hermann).- 12. Sprachen des Schmerzes (Roland Borgards).- 13. Krankheit, Gesundheit und Moral(Thomas Anz).- 14. Verzweiflung als Schlüssel zum Textverstehen. Kierkegaards Schrift ‘Die Krankheit zum Tode’ und Dostojewskijs Roman ‘Die Dämonen'(Birgit Harreß).- 15. Tolstoi’s Tod des Iwan Iljitsch(Michael Hauskeller).- 16. Psychiatrie und Literatur(Wolfram Schmitt)17. Vernetzte Körper. Zur Poetik der Transplantation(Irmela Marei Krüger-Fürhoff).-18. Liebe, Krankheit und Tod in Christa Wolfs später Erzählung (Henriette Herwig).- 19. Schreiben als Praktikk der Subjektvierung in Depressionsnarrativen der 2000er Jahre(Marcella Fassio).- 20. Schreibtherapie als Selbsthilfe(Lutz von Werder.
Over de auteur
Prof. h.c. Marga B. Wagner-Pischel
Präsidentin und Geschäftsführerin der Danube Private University (DPU), Geschäftsführerin des Zahnambulatoriums Krems der DPU, geschäftsführende Gesellschafterin der PUSH Gmb H