Obwohl die Menschenwürde als tragender Grund der Menschenrechte und als oberstes Prinzip des Grundgesetzes gilt, melden sich in jüngerer Zeit in Philosophie, Rechtswissenschaft und anderen Disziplinen vielfach skeptische Stimmen zu Wort. Die Einwände reichen von der Vermutung, der Begriff habe keinen präzisen Inhalt, bis hin zum Vorwurf, die Berufung auf die Menschenwürde laufe in der Praxis oft auf Tabuisierung strittiger Fragen oder gar auf Fundamentalismus hinaus.
Heiner Bielefeldt legt dar, warum die Menschenwürde derzeit in Frage gestellt wird und welche Konsequenzen es hätte, wenn wir sie aus unserem moralischen und rechtlichen Vokabular streichen würden. Er zeigt auf, warum man Menschenwürde nicht zu- oder aberkennen kann und warum Menschenwürde und Menschenrechte nicht voneinander zu trennen sind. Eine engagierte Stellungnahme in einer Debatte, die weitreichende Konsequenzen für ganz unterschiedliche Felder der Gesellschaft hat – z.B. die Absolutheit des Folterverbots, den Umgang mit vorgeburtlichem menschlichen Leben, Fragen der Sterbehilfe.
Over de auteur
Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, geb. 1958, Philosoph, Theologe und Historiker; Ordinarius für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik an der Universität Erlangen-Nürnberg; 2003-2009 Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte in Berlin, seit 2010 Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen über Religions- und Weltanschauungsfreiheit; zahlreiche Publikationen, u. a. über Menschenrechte in der Einwanderungsgesellschaft.