Keine andere deutsche Filmfirma genießt einen solchen Ruf wie die Ufa. Im In- und Ausland war und ist ihr Name ein Synonym für großes Kino, aber auch für seine Verquickung mit verdeckten wirtschaftlichen, politischen und ideologischen Interessen.
Im Dezember 1917 gegründet auf Betreiben von Militär und Deutscher Bank, entstand mit der Ufa der erste vertikal organisierte Medienkonzern in Deutschland. In den 1920er Jahren stand die Ufa für künstlerische Prestigefilme, weltweite Expansion und Popularität; unter dem NS-Regime wurde sie gleichgeschaltet und verstaatlicht und nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten gezielt zerschlagen. Von Beginn an versuchte die Ufa eine zweigleisige Strategie – sie produzierte monumentale Spielfilme für den Export und Genrekino für den nationalen Markt. Dieses Wechselspiel von internationaler und nationaler Ausrichtung wird in ‘Ufa international’ aus vielen Perspektiven neu untersucht: Die Beiträge reichen von Analysen zu den wirtschaftlichen Strukturen des bis 1927 hoch verschuldeten Konzerns, über Alfred Hitchcocks Lehrjahren bei der Ufa und der erzwungenen Zusammenarbeit mit amerikanischen Studios, Strategien der Firmenwerbung, den Aktivitäten in Asien, Südamerika und in Frankreich, dem Ufa-Kulturfilm als Exportartikel bis hin zur Entlassung und Verfolgung jüdischer Ufa-Mitarbeiter nach 1933 und bisher wenig beleuchteten Aspekten der Firmengeschichte nach 1945.
Over de auteur
Jürgen Kasten ist habilitierter Filmwissenschaftler und war bis 2018 Geschäftsführer beim Bundesverband der Film- und Fernsehregisseure. Mitglied von Cine Graph Babelsberg. Zahlreiche Publikationen zur Filmgeschichte, Geschichte und Theorie des Drehbuchs, Filmwirtschaft, Urheber- und Vertragsrecht. Autor u. a. von ‘Der expressionistische Film’ (Münster 1990). Mitherausgeber u. a. von ‘Richard Oswald. Kino zwischen Spektakel, Aufklärung und Unterhaltung’ (Wien 2005) und ‘Henny Porten – Gretchen und Germania. Neue Studien über den ersten deutschen Filmstar’ (Berlin 2012).
Frederik Lang ist Kurator und Autor. Redakteur von ‘Filmblatt’ und Mitglied von Cine Graph Babelsberg. Kurator u. a. von ‘Das Gesicht hinter der Maske. Hommage an den Schauspieler Peter Lorre’ (2018) und ‘Wohlbrück – Walbrook’ (2020) im Zeughauskino, Berlin. Mitherausgeber u. a. von ‘Schillernd Grau. Continental. Eine deutsche Filmproduktion im besetzten Frankreich 1941–1944’ (Wien 2017) und Autor von ‘Hartmut Bitomsky. Die Arbeit eines Kritikers mit Worten und Bildern’ (Wien 2020).
Philipp Stiasny, geb. 1973, Studium der Germanistik, Neueren Geschichte und Kunstgeschichte in Freiburg/Br., Edinburgh und Berlin. Mitarbeiter von Cine Graph Babelsberg, Redakteur der Zeitschrift ‘Filmblatt’, Kurator von Filmreihen.