Rechtspopulistische Parteien verzeichnen bei Wählerinnen und Wählern aus allen Klassen und Schichten der Bevölkerung Erfolge. Gerade bei Arbeiterinnen und Arbeitern stoßen sie jedoch besonders häufig auf Zustimmung. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Gefühle verletzter sozialer Gerechtigkeit und politischer Obdachlosigkeit verbinden sich mit fremdenfeindlichen Ressentiments. Rechte Orientierungen sind auch im Denken gewerkschaftlich organisierter und aktiver Arbeiterinnen und Arbeiter, bei Betriebsräten und ehrenamtlichen Funktionären, weitverbreitet. Das Buch nimmt diese Entwicklung zum Ausgangspunkt.
Es versammelt Beiträge, die sich damit beschäftigen, weshalb rechtspopulistische Formationen bei Produktionsarbeiterinnen und -arbeitern überdurchschnittlichen Anklang finden und wie sich dieser autoritären Revolte wirksam begegnen lässt.
Mit Beiträgen unter anderem von Brigitte Aulenbacher, Sophie Bose, Annelie Buntenbach, Silke van Dyk, Jörg Flecker, Dora Fonseca, Stefanie Graefe, Wilhelm Heitmeyer, Gudrun Hentges, Arlie Hochschild, Dirk Jörke, Klaus Kraemer, Adam Mrozowicki, Andreas Nölke, Birgit Sauer, Dieter Sauer und Hans-Jürgen Urban
Inhoudsopgave
Inhalt
Zur Einführung: Arbeiterbewegung von rechts?
Karina Becker, Klaus Dörre und Peter Reif-Spirek 9
Teil I
Grundlagen: Was ist Populismus? Was macht ihn rechts?
Warum ist er für die Arbeiterschaft attraktiv?
Warum Trump? Fremd in ihrem Land: Interview mit Arlie Russell Hochschild 25
Die gespaltene Gesellschaft und die Transformation des Kapitalismus: Über Arlie Hochschilds ‘Reise ins Herz der amerikanischen Rechten’ mit Blick auf die Situation in Europa
Brigitte Aulenbacher 35
In der Warteschlange. Rassismus, völkischer Populismus und die Arbeiterfrage
Klaus Dörre 49
Warum und wie die Linke heute für soziale Gerechtigkeit streiten muss
Martin Kronauer 81
Die populistische Lücke: Flucht, Migration und Neue Rechte
Gudrun Hentges 101
Autoritärer Nationalradikalismus: Ein neuer politischer Erfolgstypus zwischen konservativem Rechtspopulismus und gewaltförmigem Rechtsextremismus
Wilhelm Heitmeyer 117
Teil II
Empirische Befunde: Arbeiter_innen, Autoritarismus, Gewerkschaften
Rechtspopulismus und Lebenslagen: Das junge Prekariat und die Af D
Jule-Marie Lorenzen, Denis Neumann, Alexandra Seehaus und Vera Trappmann 137
Arbeitsbewegung von links? Gerechtigkeit, Rationalität und Privatismus in der Arbeitswelt
Harald Wolf 157
Keine Alternative zur Arbeiterbewegung: Die Anziehungskraft der Af D für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen – Eine Herausforderung für Gewerkschaften
Annelie Buntenbach 169
Rechtspopulismus, Gewerkschaften und Demokratiepolitik: Soziologische Befunde und transformatorische Optionen
Hans-Jürgen Urban 183
Betriebliche Zustände – Ein Nährboden des Rechtspopulismus? Eine arbeitsweltliche Spurensuche
Richard Detje und Dieter Sauer 197
Rechtspopulistische Gewerkschaftsaktive: Gesellschaftsbilder und Einstellungsmuster aktiver Gewerkschaftsmitglieder
Sophie Bose, Jakob Köster und John Lütten 211
‘Klare Kante’ gegen rechts? Befunde einer qualitativen Untersuchung zum Umgang der Gewerkschaften mit dem Rechtspopulismus
Sophie Bose 227
Teil III
Internationale Perspektiven: Arbeiter_innen und Rechtspopulismus in Europa
Erfolg des Rechtspopulismus durch exkludierende Solidarität?
Das Beispiel Österreich
Jörg Flecker, Carina Altreiter und Saskja Schindler 245
Rechtspopulismus in Polen
Adam Mrozowicki und Justyna Kajta 257
‘Die fliegende Kuh’: Warum Rechtspopulisten in Portugal nicht Fuß fassen
Elísio Estanque und Dora Fonseca 271
Teil IV
Kontroversen: Klassen- und/oder Identitätspolitik?
Moralisierung und die Instrumentalisierung sozialpsychologischer Erklärungen
Dirk Jörke 287
Symbolische Ökonomie des neuen Nationalismus
Klaus Kraemer 297
Radikaler Rechtspopulismus als männliche Identitätspolitik
Birgit Sauer 313
Politische Irrwege beim Umgang mit dem Rechtspopulismus – und eine linkspopuläre Alternative
Andreas Nölke 325
Identitätspolitik oder Klassenkampf? Über eine falsche Alternative in Zeiten des Rechtspopulismus
Silke van Dyk und Stefanie Graefe 337
Autorinnen und Autoren 355
Over de auteur
Karina Becker, Dr. phil., ist wiss. Geschäftsführerin an der DFG-Kollegforschergruppe »Postwachstumsgesellschaften« an der Universität Jena.
Klaus Dörre ist dort geschäftsführender Direktor und Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie.
Peter Reif-Spirek ist Sozialwissenschaftler und stellvertretender Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.