Zwischen institutionell abgegrenzten Bereichen des Wahns und des Wissens gibt es Interferenzen, wechselseitige Kontaminationen. Das betrifft das Selbstverständnis einer Gesellschaft, die sich als »Wissensgesellschaft« etikettiert. Es gibt jedoch kein verlässliches Wissen über das Wissen. Das heißt zugleich, dass es kein gesichertes Wissen über den Wahn gibt, die Grenze zum Wahn nicht eindeutig zu ziehen ist. Wahn beginnt möglicherweise sich als das abzuzeichnen, was das Wissen und die Institutionen seiner Bildung von innen heraus infiziert. Aus literatur- und erziehungswissenschaftlichen, philosophischen, wissenschafts- und rechtshistorischen, psychiatrischen und psychoanalytischen Diskursen werden solche Infektionen erörtert.
Over de auteur
Jeannie Moser (Dr. phil.) ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin. Sie forscht zur Kulturgeschichte, Poetologie sowie den Medien und Politiken des Wissens, zu Literatur und Wissenschaft, (experimenteller) LSD-Forschung der 1950-1970er Jahre, neurochemischen Selbsttechnologien sowie zu einer Literatur- und Wissensgeschichte des Misstrauens.