Die neuere Arbeitsmarktpolitik will Erwerbslose aktivieren, indem sie ihnen Bewährungsproben auferlegt. Die empirische Studie untersucht Erwerbsorientierungen und Handlungsstrategien der Betroffenen in Ost- und Westdeutschland. Dabei zeigt sich, dass von fehlendem Aufstiegswillen und mangelnder Arbeitsmoral keine Rede sein kann. Stattdessen erzeugt Hartz IV ein Wettbewerbssystem, das diszipliniert und zugleich stigmatisiert. Auf Seiten der Leistungsempfänger provoziert das eigenwillige Überlebensstrategien.
Inhoudsopgave
Inhalt
Vorwort11
Teil I: Problemstellung, Thesen, Anlage und empirische Basis der Untersuchung
1 Zur Einführung: Von der Unterschichtendebatte zu Hartz IV… 17
1.1 Die Hartz-Reformen – eine Erfolgsgeschichte17
1.2 Eine neue Unterschicht?18
1.3 Arbeitsmarktreformen und strenge Zumutbarkeit 24
2 Annahmen, Thesen und Design der Studie: »Eigensinnige Kunden« im Fokus 32
2.1 Strukturierende Thesen: Erwerbslosigkeit als Wettkampf 32
2.2. Ziele, Methoden, Auswertungsverfahren, empirische Basis 45
2.2.1 Ziele 45
2.2.2 Die Regionalstudie47
2.2.3 Die Mehrfachbefragung von Leistungsbeziehern 49
2.2.4 Aufbau der Studie 55
Teil II: Die Regionalstudie
3 Das aktivierende Arbeitsmarktregime in regionalen Kontexten 59
3.1 Die Untersuchungsregionen 60
3.2 Die Arbeitsmarktentwicklung in den Untersuchungsregionen 62
3.2.1 Die Entwicklung der regionalen Beschäftigung bis 2009 63
3.2.2 Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit bis 200969
3.2.3 Sanktionen und Aktivierung im regionalen Vergleich74
3.3 Von der Langzeitarbeitslosigkeit in die Prekarität 79
3.4 Die Konstruktion strenger Zumutbarkeit als mikropolitischer Mehrebenenprozess 85
3.4.1 Klein-Weststadt: Fordern von Verfügbarkeit89
3.4.2 Groß-Weststadt: Fördern von Beschäftigungsfähigkeit 96
3.4.3 Klein-Oststadt: Fordern von Eigenverantwortung 101
3.4.4 Ost-Landkreis: Fördern sekundärer Integration 106
3.5 Fazit: Erwerbslosigkeit als Wettkampf110
Teil III: Erwerbsorientierungen eigensinniger »Kunden« – eine Typologie
4 Zur Konstruktion der Typologie123
4.1 Typusbildende Kriterien 124
4.2 Normative Orientierung, Tätigkeitskonzept, Verarbeitungsmodus 126
4.3 Die Subtypen 131
5 Die Um-Jeden-Preis-Arbeiterinnen 134
5.1 Kurzfassung, allgemeine Merkmale134
5.2 Herr Sommer: »Dann mach ich vorne die Tür zu und fang was anderes wieder an« 136
5.3 Die normative Orientierung 139
5.4 Das Tätigkeitskonzept 144
5.5 Der Verarbeitungsmodus 147
5.6 Subtypen: Aussichtsreiche und Alternativlose 150
5.6.1 Die Alternativlosen 150
5.6.2 Die Aussichtsreichen 154
6 Die Als-Ob-Arbeiterinnen 159
6.1 Kurzfassung, allgemeine Merkmale159
6.2 Frau Mayer: »In meinem Haus… weiß keiner, dass ich Hartz IV bin« 162
6.3 Die normative Orientierung 164
6.4 Das Tätigkeitskonzept 168
6.5 Der Verarbeitungsmodus 170
6.6 Subtypen: Schein-Reguläre und Bürgerschaftlich-Engagierte 172
6.6.1 Die Schein-Regulären 172
6.6.2 Die Bürgerschaftlich-Engagierten 175
7 Die Nicht-Arbeiterinnen 182
7.1 Kurzfassung, allgemeine Merkmale182
7.2 Frau Werner: »Also ich kenne es ja nur so. … ich bin da so reingewachsen« 185
7.3 Normative Orientierung und Tätigkeitskonzept 187
7.4 Der Verarbeitungsmodus 190
7.5 Subtypen: Ziellose und Resigniert-Eingerichtete 194
7.5.1 Die Ziellosen 194
7.5.2 Die Resigniert-Eingerichteten 198
7.6 Zwischenbetrachtung: Die arbeitenden Erwerbslosen 202
Teil IV:Soziale Wirkungen strenger Zumutbarkeit
8 Die Wettkampfpraxis: Strenge Zumutbarkeit und sozialer Eigensinn 209
8.1 Die Grundsicherung – Materielle Knappheit und ihre sozialen Konsequenzen 216
8.2 Die Kontrolle der Eigenbemühungen 223
8.2.1 Die Kontrolle der Eigenbemühungen als Teil einer Dienstleistung 224
8.2.2 Die Kontrolle der Eigenbemühungen als lästige Pflicht 229
8.3 Die Aufwendungsgrenzen für Wohnraum 232
8.4 Stigma Hartz IV 235
8.4.1 Kollektive Abwertung: »… wie ein Mensch zweiter, dritter Klasse« 237
8.4.2 Gute und schlechte Arbeitslose: »Das ist schon komisch, da so zwischen zu stehen« 240
8.5 Geschlechterarrangements und strenge Zumutbarkeit 244
8.5.1 (De)stabilisierende Wirkungen der Bedarfsgemeinschaft 246
8.5.2 Sorgearbeit und Erwerbspflicht 249
8.6 Strenge Zumutbarkeit und sozialer Eigensinn – ein vorläufiges Resümee 252
9 Erwerbsorientierungen im Zeitverlauf: Polarisierung und zirkulare Mobilität 257
9.1 Drei Fälle im Zeitverlauf257
9.1.1 Herr Sommer: Von prekärer Selbstständigkeit zur Festanstellung 258
9.1.
Over de auteur
Klaus Dörre ist Professor am Institut für Soziologie der Universität Jena. Karin Scherschel, Dr. rer. soc., und Melanie Booth, M.A., sind dort wiss. Mitarbeiterinnen. Tine Haubner, M.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der DFG-Kollegforscher Innengruppe ‘Landnahme, Beschleunigung, Aktivierung. Dynamik und (De-)Stabilisierung moderner Wachstumsgesellschaften’ am Institut für Soziologie der Universität Jena. Dr. Kai Marquardsen ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Universität Jena. Karen Schierhorn, dipl. soz., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Universität Jena.