Als Konrad Merz am 4. Mai 1945 im holländischen Exil seinen Schrank verließ, in dem er sich fünf Jahre vor den Nazis versteckt gehalten hatte, war sein Leben ruiniert. Schreiben konnte er nicht mehr. »Ein Ermordeter schreibt keine Romane.«
Er erlernte in der Folgezeit den Beruf des medizinischen Masseurs.
In ›Glücksmaschine Mensch‹ erzählt Konrad Merz von den Menschen, die bei ihm medizinische Hilfe suchten. Doch von Fallbeschreibungen ist das, was er zu bieten hat, weit entfernt. Sein sprachlicher Expressionismus, seine Direktheit, ja bisweilen Unhöflichkeit will provozieren. Ein Körperteil, der erkrankte, steht als pars pro toto für den ganzen Menschen und dessen oftmals verkorkste Existenz. Wie Konrad Merz in seiner Praxis den erkrankten Körper attackiert, so greift er in seinen Erzählungen Patienten und Ärzte an, die seiner Meinung nach gar nicht mehr wissen, was Gesundheit überhaupt bedeutet.
(Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
Over de auteur
Konrad Merz (eigentlich Kurt Lehmann) wurde 1908 in Berlin geboren. Nach dem Tode seines Vaters (1914) verbrachte er einen Teil seiner Kindheit im Waisenhaus. Später Gelegenheitsarbeiten, mehrere Jahre Statist an der Oper. Nebenbei Abendgymnasium, nach dem Abitur Jurastudium.Wegen seiner jüdischen Herkunft mußte er 1933 die Universität verlassen. Er emigrierte 1934 in die Niederlande und tauchte dort während der deutschen Besatzung mehrere Jahre unter. 1936 erschien im Amsterdamer Querido Verlag sein berühmt gewordenes Buch »Ein Mensch fällt aus Deutschland«, das zu den wichtigsten dichterischen Zeitdokumenten der Exilliteratur gehört. Nach 1945 erlernte Konrad Merz einen neuen Beruf: medizinischer Masseur. Neben dieser Tätigkeit begann er in den siebziger Jahren wieder zu schreiben. Konrad Merz starb 1999 in Purmerend (Niederlande).