Fritz Bauer ist als der Staatsanwalt in die Geschichte der Bundesrepublik eingegangen, der den Auschwitz- Prozess initiiert und in einer Vielzahl weiterer Fälle die Verfolgung von NS-Verbrechen in die Wege geleitet hat. In Büchern, Aufsätzen, Zeitungsartikeln, Interviews und Reden in Hörfunk und Fernsehen reflektierte er die gesellschaftliche und politische Lage der Bundesrepublik in der Nachkriegszeit. Daneben formulierte er ein kriminalpolitisches Programm, in dem er Ziel und Zweck des Strafrechts grundlegend infrage stellte. Bauer hat in diesen Schriften oft Positionen bezogen, die für seine Zeit ungewöhnlich waren; zugleich zeigen sie, wie eng er dem Denken seiner Zeit verbunden war. Sie gewähren Einsicht in Diskussionen der frühen Bundesrepublik und führen eindrucksvoll vor Augen, wie sich Bauer als Jurist, Remigrant, jüdischer Intellektueller und Sozialdemokrat einmischte und Gehör verschaffte. So eröffnen seine »Kleinen Schriften« aus heute meist unzugänglichen Zeitungen und Zeitschriften, den Blick auf die Brüche in Bauers Biografie, auf Exil und Remigration als Schlüsselerfahrungen.
Fritz Bauer (1903–1968) war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten im Kampf für die juristische Ahndung der NS-Verbrechen in den 1950er- und 1960er-Jahren in der Bundesrepublik. Von den Nationalsozialisten ins Exil getrieben, kehrte Bauer 1949 nach West-Deutschland zurück und setzte sich als hessischer Generalstaatsanwalt für die Demokratisierung des Landes ein. Er hatte wesentlichen Anteil am Zustandekommen des Eichmann-Prozesses, war maßgeblicher Initiator des Auschwitz-Prozesses in Frankfurt am Main (1963–1965) und strengte ein Verfahren gegen Beteiligte am NS-»Euthanasie«-Programm an.
»Ein Humanist und Demokrat […] ein Visionär des Rechtsstaats« Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung
https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de
Inhoudsopgave
Inhalt
Vorwort
Raphael Gross, Sybille Steinbacher
Einleitung
Lena Foljanty, David Johst
Kleine Schriften
1921
Hochschule und Politik
1923
F. W. V. Heidelberg: Stiftungsfest- und Maibericht
Der Staat gegen die Kartelle
1936
Glückliche Insel Dänemark
Sonderbericht für die C.-V.-Zeitung
1937
Einwanderer in Skandinavien
Offiziöse Zahlen und Daten
Panorama in Helsingör
Sonderbericht für die C.-V.-Zeitung
1938
Der ‘andere Heinrich’
Das Nansen-Amt
Juden in Europas Norden
[Rezension zu ‘Socialpolitik och Planekonomi’]
1939
[Rezension zu Georg Brandes]
Den politiske Pris
Der politische Preis
1944
Unvoreingenommen Stellung nehmen!
1945
Nationale Front?
Die Abrechnung mit den Kriegsverbrechern
Ein kommunistisches Manifest von heute
[Referat auf dem Presseempfang des Arbeitsausschusses der antinazistischen Organisationen in Schweden]
[Antwort auf eine Umfrage der Zeitschrift Politische Information]
Zum 7. Mai 1945
Wiedergutmachung und Neuaufbau
Den ryska planhushållningen
Die russische Planwirtschaft
Brief aus Dänemark
Världsmoral i vardande
Eine Weltmoral entsteht
1946
Freund oder Feind?
Das neue Geschwätz vom Dolchstoss
Die Splitterrichter
Der Todestag des Dritten Reiches
‘Das Deutsche Arm’
Freunde, nicht diese Töne
‘Recht oder Unrecht … mein Vaterland’
Die erste Etappe
Nürnberg
Graf Helmuth James von Moltke
Rättegången i Nürnberg
Der Nürnberger Prozess
1947
Mörder unter uns
Die Wirtschaftsgesetzgebung in der Ostzone
Ein bisschen Arsenik
Blick hinter die Kulissen der Wirtschaft
Sozialismus und Sozialisierung
U.S.A. heute
Für und wider die Planwirtschaft
Europäische Zollunion
Zwei Welten – eine Welt – keine Welt
Das verlorene Paradies
1948
Herausforderung und Antwort
1949
Warum Gefängnisse?
Die Strafe in der modernen Rechtspflege
1950
Schmutz, Schund und Kriminalität
Der Kampf ums Recht
1951
Die Kriminalität der Jugendlichen
Zu den Prozeßberichten von G. H. Mostar
Ein Generalstaatsanwalt entgegnet
1952
Die Wiederaufnahme teilweise abgeschlossener Strafverfahren
Das Land der Kartelle
Der Generalstaatsanwalt hat das Wort
Das Plädoyer des Anklägers Dr.?Bauer im Prozeß gegen Remer
1953
Der Unrechtsstaat und das Recht
Zum Begriff des Verletzten in der St PO
Der politische Streik
Politischer Streik und Strafrecht
1954
Die Stärke der Demokratie
[Anmerkung zu BGH, Urteil v. 10.11.
Over de auteur
Lena Foljanty ist Juristin und Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main. David Johst ist Historiker und arbeitet als freier Wissenschaftler und Journalist.