Der Späthumanismus gehört zu den bis heute nur unzureichend erforschten Gebieten der deutschen Literaturgeschichte. Ein glanzvolles geistiges Zentrum dieser Epoche war die 1576 gegründete Universität Helmstedt. Zu den Gelehrten, die dieses ‚Athen der Welfen‘ in seinen ersten Jahrzehnten intellektuell prägten und seinen ausgezeichneten Ruf mitbegründeten, gehörte Heinrich Meibom d.Ä. (1555‑1625), der über 40 Jahre lang den Helmstedter Lehrstuhl für Poesie und Geschichte innehatte und 1590 von Kaiser Rudolf II. zum Dichter gekrönt wurde. Mit vorliegender kritischer Edition wird erstmals sein lyrisches Werk vorgestellt, in repräsentativer Auswahl von Texten in allen von ihm kultivierten Spielarten neulateinischer Poesie: Horaz-Parodie, Vergil-Cento, Gelegenheitsdichtung, geistliche Lyrik, Herrscherlob in annalistisch angelegten Epigramm-Serien. Alle Texte sind übersetzt und kommentiert. Ein Anhang mit poetologischen Selbstzeugnissen und lebensgeschichtlichen Dokumenten (Nachrufen, Vorlesungsankündigungen und besonders interessanten Archivalien der Personalakte) vermittelt dem Leser einen Einblick in die Lebens- und Arbeitswelt des Autors. Die Einleitung bietet einen Abriß seiner Vita und eine Einführung in sein lyrisches Gesamtwerk.
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Lothar Mundt, FU Berlin.