Von Adorno noch als ‘Wort aus der Fremde’ apostrophiert, ist ‘Authentizität’ heutzutage weniger Fremd- als vielmehr Modewort. Mit der Inflation des Begriffsgebrauchs korreliert jedoch eine Deflation des Begriffsgehalts. Zwar scheint unter den Bedingungen eines als unübersichtlich empfundenen Pluralismus der Lebensentwürfe die Besinnung auf Eigenheit und Eigentlichkeit des individuellen Selbst Verlässlichkeit und Orientierung zu versprechen, der theoretischen Reflexion indes stellt sich diese Sehnsucht nach dem Authentischen, vermeintlich Einfachen und Ungebrochenen nicht nur als erstrebenswertes Ideal ethischer Einstimmigkeit dar. Kritische Stimmen melden sich zu Wort, die den Authentizitätsdiskurs mit dem Verdacht befragen, ob hier nicht ein neuer Jargon der Echtheit über die faktische Unmöglichkeit authentischer Personalität in der Spätmoderne illusionär hinwegzutäuschen suche. Der hier vorgelegte Sammelband umfasst Beiträge, welche Authentizität historisch beschreiben, kritisch hinterfragen, aber auch reflektiert verteidigen. Im Blick auf Phänomene der Alltagskultur und der Kunst werden Wirkmacht und Deutungskraft des Begriffs expliziert und in ausgewählten Aspekten Anspruch und Versprechen der Authentizität aus den interdisziplinären Perspektiven von Philosophie und Theologie sowie Sozial-, Geschichts , Kultur-, Literatur- und Religionswissenschaften beleuchtet.
Over de auteur
Michael Hofer, Mag. theol. Dr. phil., ist Professor für Theoretische Philosophie an der Katholischen Privat-Universität Linz.
Christian Rößner, Dr. phil., ist Assistenz-Professor am Institut für Theoretische Philosophie der Katholischen Privat-Universität Linz.