Mörderische ethnische Säuberungen sind, so die zentrale These Michael Manns, die dunkle Seite der Demokratie. Sie sind eine mögliche Perversion der Demokratisierung, weil dem demokratischen Nationalstaat ein organizistischer Nationalismus anhaftet, der danach strebt, demos und ethnos, Staatsvolk und Abstammungsgemeinschaft, deckungsgleich zu machen – wenn nötig mit Gewalt.
Michael Mann untersucht in empirisch dichten Fallstudien die Mechanismen der ethnischen Säuberung und ihre Umsetzung. Er behandelt den Siedlerkolonialismus in Nordamerika, den Massenmord an den Armeniern, die nationalsozialistische Vernichtungspolitik, die kommunistischen Gewalt unter Stalin, Mao und Pol Pot, den ethnischen Bürgerkrieg in Jugoslawien und den Genozid in Ruanda. Am Beispiel von Indien und Indonesien verdeutlicht er aber auch, weshalb multiethnische Konflikte nicht notwendigerweise in systematische Gewalt münden müssen.
Die historisch-soziologische Analyse dieser Fälle zielt darauf ab, systematische Erkenntnisse und theoretische Erklärungen für die Entstehung mörderischer ethnischer Säuberungen herauszuarbeiten – nicht zuletzt, um politische Maßnahmen zu deren Verhinderung zu erarbeiten.
Inhoudsopgave
Vorwort
1 Das Thema
2 Ethnische Säuberungen in der Geschichte
3 Zwei Versionen von ‘Wir, das Volk’
4 Genozidale Demokratien in der Neuen Welt
5 Armenien, I: In die Gefahrenzone
6 Armenien, II: Genozid
7 Nationalsozialismus, I: Radikalisierung
8 Nationalsozialismus, II: Fünfzehnhundert Täter
9 Nationalsozialismus, III: Karrieren von Völkermördern
10 Deutschlands Verbündete und Hilfstruppen
11 Kommunistische Säuberungen Stalin, Mao, Pol Pot
12 Jugoslawien, I
13 Jugoslawien, II
14 Ruanda, I
15 Ruanda, II
16 Kontrafaktische Fälle: Indien und Indonesien
17 Der Kampf gegen ethnische Säuberungen in der Welt von heute
Bibliografie
Register
Over de auteur
Michael Mann ist Distinguished Research Professor am Fachbereich Soziologie der University of California, Los Angeles. Er ist Mitglied der American und Fellow der British Academy und hat als Gastprofessor an verschiedenen Universitäten und Institutionen weltweit gelehrt.
Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen ist auf Deutsch unter anderem das vierbändige ‘Die Geschichte der Macht’ erschienen. Für seine Forschungen und Veröffentlichungen erhielt Mann diverse Ehrungen, darunter Ehrendoktortitel der Mc Gill University in Montreal, der University of the Aegean und der University College, Dublin.
Im Oktober 2018 erhielt Michael Mann den erstmals vom Hamburger Institut für Sozialforschung verliehenen Siegfried-Landshut-Preis.