Vorwiegend Cyprian steht im Zentrum des kürzeren zweiten Teils von ‘Ungleich’. Er hat sich Hals über Kopf in die schöne Mignon verliebt und hält bei deren Eltern um ihre Hand an, wobei er weiß: ‘Sie werden ein ungleiches Paar abgeben. Frau Fama wird die Lärmtrompete an die Lippen setzen und die Klatschbasen werden die Hände ringen: Der Unterschied ist zu groß. Die beiden stehen einander so fern wie Himmel und Erde!’ Aber ist nicht die Liebe selbst der leuchtende Regenbogen, der Himmel und Erde verbindet? So überwindet er seinen Zweifel und arbeitet entschieden daran, jene Zukunft mit Mignon Wirklichkeit werden zu lassen. Auch Rafaelas Zeit des Unglücks findet ein Ende, als, nach dem Ende ihrer ersten, so traurigen Ehe sich ein neues, gottgesegnetes Glück anzubahnen scheint. Und so stellt sich heraus, dass es nicht allein auf Gleichheit ankommt in diesem so ungleichen Leben. Denn es gilt das Schlusswort und Fazit des Romans: ‘Ungleich aber kann mit Ungleich nur in Liebe sich verbinden.’-
Over de auteur
Nataly (Natalie) Auguste Karline Amalie Hermine von Eschstruth (1860–1939; (Ehename: Nataly von Knobelsdorff-Brenkenhoff) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der beliebtesten Erzählerinnen des Wilhelminischen Zeitalters. Sie schildert in ihren Unterhaltungsromanen in eingängiger Form vor allem das Leben der höfischen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Anschauung kannte. Sie entstammte einer hessischen Familie und war die Tochter des königlich preußischen Majors Hermann von Eschstruth (1829–1900) und der Amalie Freiin Schenck zu Schweinsberg (1836–1914). 1875 durchlief sie eine Ausbildung in einem Mädchenpensionat in Neuchâtel in der Schweiz und bereiste später die wichtigsten europäischen Hauptstädte. Von Eschstruth schrieb Frauenromane, die in der Schicht der wilhelminischen Adelsgesellschaft oder bei hohen Hofbeamten spielen und erzählt dort fiktiv-biographische Geschichten. Das Umfeld der Romane ihrer Hauptschaffensperiode in den 1880er und 1890er Jahren vermittelt heute einen Eindruck von alltäglichen und historischen Details; vom Unterhaltungswert haben von Eschstruths Bücher nichts eingebüßt.