Vorliegender Sammelband widmet sich den politisch sehr heterogenen Europa-Ideen und Liberalismuskonzepten, die von 1900 bis 1950 in Wissenschaft, Literatur und Kulturkritik intensiv diskutiert werden.
Die germanistischen, politologischen, ideen- und wissenschaftsgeschichtlichen Beiträge entstanden im Zusammenhang eines Forschungsprojekts der Universitäten Heidelberg, Paris-Sorbonne und Venedig, das vom Centre interdisciplinaire d’études et de recherches sur l’Allemagne gefördert wurde. Das Buch befasst sich mit den philosophischen Ursprüngen, intellektuellen Konstellationen und literarischen Artikulationen dieser Europa-Ideen, die den Liberalismus und die Demokratie in einem größeren Zusammenhang mit Kulturdiagnosen der Moderne reflektieren. Gerade in der Zwischenkriegszeit zirkulieren nicht nur pazifistische und demokratische, sondern auch antiliberale und autoritäre Europa-Ideen, die auf den Untergang der Großreiche 1918 mit kontinentalen Größenphantasien reagieren und kaum als demokratische Vorläufer der EU gelten können. Sie werden von der Literatur aufmerksam beobachtet, kommentiert und teils auch in ihr entworfen.
Over de auteur
Cristina Fossaluzza ist Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Università Ca’ Foscari Venezia. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Verknüpfungen von Ästhetik und Politik vom 18. Bis 21. Jahrhundert, Literatur und Ausnahmezustand, Europa-Konzeptionen von der Romantik bis zur Moderne, Kulturkritik, deutsch-italienische Literaturbeziehungen. Von ihr liegen Monographien vor über Subjektiver Antisubjektivismus: Karl Philipp Moritz als Diagnostiker seiner Zeit (Hannover 2006), Poesia e nuovo ordine. Romanticismo politico nel tardo Hofmannsthal (Venezia 2010) sowie Sammelbände über Literatur des Ausnahmezustands (1914‒1945) (mit P. Panizzo, Würzburg 2015). und Kulturkritik der Wiener Moderne (1890‒1938) (mit B. Beßlich, Heidelberg 2019).