Wie immer eine Wiederkunft der Religion angekündigt wird, und welche Menschenmassen religiöse Großveranstaltungen auch binden, die christliche Heilsbotschaft ist erkaltet, der Erlösungswille erlahmt. Nicht mehr erlöst werden wollen die Menschen vom Leben, sondern dieses erleben: lebendigen Leibes in den Himmel! Das Christentum, dessen Herz die Erlösungsvorstellung ist, gerät dadurch in eine schwierige Lage. Allerdings wächst ihm dabei auch eine neue Deutung zu, in der die menschliche Unvollkommenheit nicht als Übel empfunden, sondern als Aufgabe angenommen wird. Und vielleicht ist es für die Welt und die Menschen sogar gut, wenn die Erlösungsvorstellung, die ja auch eine Endlösungsvorstellung ist, verschwindet.
Over de auteur
Peter Gross (Dr. rer. pol. habil.) ist Autor und Publizist. Er hatte Professuren für Soziologie an der Universität Bamberg und an der Universität St. Gallen (HSG) inne. Bekannt geworden ist er insbesondere durch seine Bücher »Die Multioptionsgesellschaft« (Frankfurt am Main., Suhrkamp, 10. Aufl. 2005) und »Ich-Jagd« (Frankfurt a.M., Suhrkamp, 2. Aufl. 1999). Er ist tätig in Weiterbildung und Beratung (www.petergross.ch) sowie Mitglied von PEN-International.