Rainer Schmidt entwickelt Elemente einer politischen Theorie der Verfassung anhand der zentralen Kategorien von Verfassungskultur und Verfassungssoziologie, um mit ihnen die Spannung zwischen Recht und Politik zu analysieren, in der sich die Verfassung im 19. Jahrhundert in Deutschland bewegt. Ausgehend von Kant, Pölitz und Hegel finden im Deutschland des 19. Jahrhunderts grundlegende Reflexionen über das Zusammenspiel von Recht, Macht und Verfassung statt, in denen noch die Fülle eines politischen Konstitutionalismus zum Ausdruck kommt. In der prägenden Phase des Rechtspositivismus geraten die wichtigen politischen und sozialen Kontexte der Verfassung in Vergessenheit, um im Vorfeld der Weimarer Reichsverfassung wieder aufgegriffen zu werden. Damit ist das Feld zwischen einem rein rechtlichen und einem umfassenderen politischen Konstitutionalismus in Deutschland im 19. Jahrhundert abgesteckt. Der Autor zeigt, dass die Anreicherung des Verfassungsverständnisses um kulturwissenschaftliche Elemente der symbolischen Dimension von politischen Ordnungen es ermöglicht, den komplexen Geltungszusammenhang von Verfassungen zu erfassen. Die vieldimensionalen Begriffe von Verfassungskultur und Verfassungssoziologie erscheinen so als Schlüssel einer Analyse der Geltungsvoraussetzungen und -bedingungen politischer Ordnungsentwürfe.
Inhoudsopgave
Die Verfassung zwischen Recht und Macht.- Drei Modelle der Verfassungsgeltung und ihre Spuren im Vormärz.- Verfassungstheorie und Verfassungskultur zwischen Kant und Hegel.- Realpolitik und Rechtspositivismus zwischen Paulskirche und Kaiserreich.- Die Wiederbelebung der Verfassungssoziologie.
Over de auteur
Dr. Rainer Schmidt ist Professor für Politische Theorie an der Universität São Paulo als Inhaber des Martius-Lehrstuhls für Deutschland- und Europastudien (DAAD).