Das Jahrbuch ’treibhaus’ ist der Erforschung deutschsprachiger Literatur in den 1950er Jahren gewidmet. Damit gerät eine Dekade höchster Ambivalenz in den Blick, deren Eckpunkte mit Konservatismus und Avantgarde nur annähernd benannt sind. Kontinuität und Diskontinuität im engen Nebeneinander bestimmen das literarische Feld. Der programmatische Titel, eine Hommage an Wolfgang Koeppens bahnbrechenden Roman, lässt Dunst, Abgeschlossenheit, Künstlichkeit ebenso assoziieren wie das Wuchern seltener Pflanzen. Metaphorisch wird die Atmosphäre der Nachkriegszeit zwischen Fünfjahresplan und Wirtschaftswunder, Kulturbund und Kaltem Krieg getroffen. Die Entwicklung der Literatur in beiden deutschen Staaten sowie in den deutschsprachigen Nachbarländern, von der Nachkriegszeit bis zu den 1960er Jahren, erfordert unter den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen erhöhte Aufmerksamkeit. ’treibhaus’ bietet der literaturwissenschaftlichen Beschäftigung mit diesem Zeitraum ein Forum.
Inhoudsopgave
– Vorwort
‘Zwischen Parteidoktrin und kreativer Freiheit’
– Ernst Grabovszki: ‘Zeitungslektüre ist keine Angelegenheit des Genusses’. Die Wochenzeitung ‘Sonntag’ (1946-1949) – eine Vorgeschichte zur Literatur der DDR
– Carmen Ulrich: Glaube, Liebe, Exitus. Drei Gedichtsammlungen der frühen Nachkriegszeit von Susanne Kerckhoff
– Michael Haase: Eine ‘klassische Konstellation’. Zum ersten DDR-Schriftstellerlehrgang in Bad Saarow 1950
– Claude D. Conter: ‘Aufbau aus Trümmern, neue Menschwerdung’. Bruno Apitz’ literarische Erziehung zum Sozialismus
– Loreto Vilar: Die ‘kompromittierende Interessantheit’ in ‘Die Toten bleiben jung’ von Anna Seghers. Ein Blick auf die kontroverse Rezeption 1950 in der DDR
– Carola Hähnel-Mesnard: Narrative der Flucht, Vertreibung und Integration in der DDR-Literatur der 1950er Jahre
– Laura Antonella Colaci: Franz Fühmanns ‘Kameraden’ und Anna Seghers’ ‘Der Mann und sein Name’: Veränderung als notwendiger Prozess des neuen Menschen
– Swantje Rehfeld: Ermutigung zur Prosa. Franz Fühmanns Erzählung ‘Kameraden’
– Christian Krause: ‘Wir brauchen unsere 11. Sinfonie’. Kongruenzen und Widersprüche zwischen Peter Hacks und der SED-Kulturpolitik in der Entstehung des Dramas ‘Die Sorgen und die Macht’
‘Vorträge des Hans-Mayer-Symposions’
– Konrad Feilchenfeldt: Hans Mayer. Emigrant – Antifaschist. Sein Anteil an der schweizerischen Internierten-Zeitschrift ‘Über die Grenzen’
– Bernd Leistner: Hans Mayer als Literaturprofessor in Leipzig
– Hans Altenhein: Hans Mayer als Grenzgänger
– Roland Links: Hans Mayer, der ‘engagierte Beobachter’ – Leitbild und Warnung. Betrachtungen eines Verlegers und Zeitzeugen
– Kurt Groenewold: Hans Mayer – Mitbegründer der Erich Fried Gesellschaft
– Hanjo Kesting: Das dritte Lebenswerk. Hans Mayer und der Rundfunk
– Jörg Krämer: Hans Mayers Schriften zur Musik
– Friedrich Vollhardt: ‘Außenseiter’ – Hans Mayer liest Lessing
– Gideon Stiening: ‘Der Dichter jedoch, der Denker und Revolutionär Georg Büchner läßt sich nicht aufteilen.’ Hans Mayer kommentiert Georg Büchner
– Klaus Völker: Hans Mayer und Bertolt Brecht
– Hans-Edwin Friedrich: Großkritiker und Großschriftsteller. Hans Mayer und Günter Grass
– Sven Hanuschek: Hans Mayer in Israel und China. Bemerkungen zur Poetik eines Schriftstellers
– Die Beiträgerinnen und Beiträger
– Adressenverzeichnis der Beiträger
Over de auteur
Günter Häntzschel ist em. Professor für neuere deutsche Literaturwissenschaft, LMU München. Bücher u. a. über J. H. Voß, G. A. Bürger, Annette von Droste Hülshoff, Wolfgang Koeppen, Sozialgeschichte der Lyrik des 19. Jahrhunderts.
Sven Hanuschek ist Germanist, Publizist und lehrt Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der LMU München. Bücher u. a. über Heinar Kipphardt, Uwe Johnson, Erich Kästner, Elias Canetti, über Heinrich Heines Lyrik und Laurel & Hardy.
Ulrike Leuschner, Editionsphilologin an der Forschungsstelle Merck der TU Darmstadt. Publikationen zur Literatur des 18. – 20. Jahrhunderts, Herausgeberin des ‘Briefwechsels’ und der ‘Gesammelten Schriften’ von J. H. Merck.