Die bisherige Camerarius-Forschung hat einerseits einen deutlich philologischen Schwerpunkt und hat es andererseits nicht vermocht, unterschiedliche Wissenschaftsgebiete, auf denen der Humanist tätig war, fruchtbar miteinander zu verknüpfen. In diese Lücke stößt der vorliegende Sammelband. Nicodemus Frischlin charakterisiert Camerarius in seiner Komödie Julius Redivivus (entstanden 1585) als zweiten Varro, zweiten Theokrit, zweiten Polybius, als großen, erhabenen und gedankenreichen Redner sowie als gefälligen Dichter (VV. 12651267). In diesem Elogium werden nicht nur einige Disziplinen des Universalgelehrten mit je einem herausragenden antiken Vertreter benannt, sondern es kommt auch die deutliche Prägung des Humanisten durch die Rhetorik zum Ausdruck. Er selbst hatte die Auffassung vertreten, das Sprachstudium helfe beim Verstehen aller Künste, Begriffe seien nicht zur Erklärung von Dingen da, sondern aus den Dingen deduktiv hergeleitet. Seine rhetorische Methode steht im Zentrum des Bandes.
Inhoudsopgave
Thomas Baier (Würzburg)
Camerarius als Übersetzer
Anthony Ellis (Bern)
Joachim Camerarius als Defensor Herodoti: Die Widerlegung Plutarchs und der Zweck der Geschichte
Michael Fontaine (Ithaca)
Joachim Camerarius on Witches, Witchcraft, and Criminal Responsibility, Or, How to Philologize with a Witches’ Hammer
Marion Gindhart (Mainz)
De ostentis. Zur Verhandlung von Vorzeichen in den Werken des Joachim Camerarius
Noreen Humble (Calgary)
Joachim Camerarius (1500-1574) and Xenophon’s Cyropaedia
Manuel Huth (Würzburg)
De generibus divinationum. Camerarius und der zeitgenössische Diskurs über die Formen der Mantik
Nicholas A.E. Kalospyros (Athen)
Forming an ‘Oratio de studio bonarum literarum atque artium’: Joachim Camerarius’ Conspicuous Chapter in the History of European Classical Scholarship
Peter Kasza (Szeged)
Camerarius und die Türkenfrage
Lisa Sannicandro (München)
Joachim Camerarius e la traduzione latina del Peri Hippikes (De re equestri) di Senofonte (1539)
Ulrich Schlegelmilch (Würzburg)
Imagines amicorum. Die Briefausgaben des Joachim Camerarius als literarisch gestaltete Werke
Cressida Ryan
Camerarius and Sophocles
Marc Steinmann (Gießen)
Der Libellus gnomologicus des Joachim Camerarius (1569). Bemerkungen zur Entstehungs- und Textgeschichte sowie zur pädagogischen Intention
Jochen Walter (Mainz)
Die Capita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem Joachim Camerarius’ des Älteren (1545) und ihre kürzere Erstfassung in Melanchthons Institutio puerilis literarum Graecarum (1525)
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Prof. Dr. Thomas Baier ist Inhaber des Lehrstuhls für Klassische Philologie (Latinistik) an der Universität Würzburg.