Welchen Platz soll Deutschland in Zukunft in der Welt einnehmen? Um diese Frage drehte sich viel in den Anfangsjahren des Ersten Weltkrieges, als noch optimistisch mit einem Sieg über England und Frankreich gerechnet wurde. Bei diesem Beitrag Thomas Manns, der in der jetzigen Form in ›Das Eiserne Buch. Die führenden Männer und Frauen zum Weltkrieg 1914/15‹ (hrsg. von Georg Gellert) abgedruckt wurde, handelt es sich um einen geringfügig überarbeiteten Ausschnitt aus seinem im Frühjahr 1915 entstandenen Artikel für das Svenska Dagbladet.
Mann entfaltet ein interessantes Bild von Deutschland als einer idealistischen, geistesgetriebenen Nation und beklagt, dass in der öffentlichen und moralischen Bewertung der am Krieg beteiligten Länder mit »zweierlei Maß« gemessen würde. Im Hintergrund steht dabei die um jene Zeit populäre Vorstellung, Deutschland kämpfe um des Geistes Willen, während die anderen Länder (England und Frankreich) lediglich »niedere« – ökonomische und materielle – Interessen hätten.
Over de auteur
Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.