In der Augustausgabe 1949 von Der Monat erschien dieser Text unter dem alternativen Titel ›Goethe, das deutsche Wunder‹, während das New York Times Magazine für den Abdruck der englischen Übersetzung am 26. Juni 1949 den Titel ›Goethe: »Faust and Mephistopheles«‹ gewählt hatte. Mann bevorzugte jedoch den hier verwendeten, wenngleich Goethe ihm von den drei Figuren zweifellos die nächste war: »Die drei Gewaltigen, von denen ich hier spreche – um mit wahrer Herzensneigung nur von einem von ihnen zu sprechen – sind Luther, Goethe und Bismarck.« Seine Bewunderung für Goethe, diesen »Liebling der Menschheit«, hat Mann vielfach geäußert. Der erneuerte Wunsch der New York Times nach einem Goethe-Artikel kam im April 1949 auch zur rechten Zeit, um die Folgen der medialen Auseinandersetzung um die »Konferenz der Kulturschaffenden und Künstler für Weltfrieden« auszubügeln. Die Zeitschrift Life hatte Mann in diesem Zusammenhang als »Mitläufer« der Kommunisten attackiert. Anstatt darauf einzugehen, griff er auf das Mittel eines großen Essays zurück, um seinen Ruf zu korrigieren. Insbesondere in Deutschland wurde der Text, vor allem in Bezug auf die Äußerungen über Martin Luther, kritisch wie zustimmend viel rezipiert.
Over de auteur
Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.