Die etablierte internationale Ordnung der vergangen 25 Jahre ist aus den Fugen: Nach den Hoffnungen auf eine Art ‚ewigen Frieden’ nach Ende der bipolaren Weltordnung und dem kurzen ‚unipolaren Moment’ durch die allein dominierende USA scheinen etablierte Paradigmen wie Multilateralismus und ‚Global Governance’ unter die Räder zu kommen. Gleichzeitig ist die Steuerungsfähigkeit, nicht nur seitens der Staaten, in vielen Bereichen der Weltpolitik bestenfalls fragwürdig. Dies ist angesichts der massiven Ungleichverteilung von Lebens- und Entwicklungschancen sowie vor dem Hintergrund zahlreicher Krisen und Konflikte ein deprimierender Befund.
Die Frage nach internationaler Ordnung ist damit (erneut) in den Fokus der internationalen Politik geraten. Die Liste an Herausforderungen ist lang: Klimawandel, Ressourcenknappheit, Flüchtlingsbewegungen, transnationaler Terrorismus, Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, ungebändigte globale Finanzmärkte, regionale Konflikte (allen voran die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten), Rückkehr zur Konfrontation mit Russland usw. Dabei zeigt sich immer deutlicher die Interdependenz in einer globalisierten Welt, in der es keine ‚Komfortzonen’ mehr gibt, in denen die ‚Probleme der anderen’ weitgehend ignoriert werden könnten. Noch befördert werden diese Problemlagen durch die Machtverschiebungen im internationalen System, die ihrerseits eine Reihe von Fragen aufwerfen: Werden die neuen Großmächte wie China und Indien in einer solchen multipolaren Weltordnung die etablierten Instrumente weiterhin mittragen, sogar stärken – oder aber ignorieren und ihrerseits Alternativen schaffen? Geraten die Vereinten Nationen als traditionelle Steuerungsinstanz der Weltpolitik zunehmend ins Abseits? Welche Rolle kann der ‚Westen’ – auch mit Hinblick auf die geostrategische Neuorientierung der USA – in einem solchen Gefüge einnehmen?
Diese Ausgabe von POLITIKUM fragt danach, wie die Welt heute geordnet ist bzw.
Inhoudsopgave
Wer ordnet die Welt?
Joachim Krause: Multilateralismus in einer multipolaren Welt
Patrick Keller: Der Niedergang findet nicht statt. Die USA in der multipolaren Weltordnung
Sven Gareis: Auf dem Sprung zur Supermacht ? Chinas Platz in der multipolaren Welt
Manuela Scheuermann: Multilaterale Schaltzentrale unter Druck. Wie weiter mit den Vereinten Nationen?
Andreas Nölke: Aufstieg der Schwellenländer. Konsequenzen für die globale Wirtschaftsordnung
Pro & Contra
Patricia Rinck und Tobias Debiel: Global Governance im Zeichen polyzentrischer Weltpolitik
Maximilian Terhalle: Global Governance: Eine kosmopolitische Illusion am Ende
Forum
Gabriele Woidelko: Einblicke in die Beziehungskrise zwischen Russland und Europa
Rezensionen und Literaturtipps
Over de auteur
Prof. Dr. Tobias Debiel
ist Professor für Internationale Beziehungen, Außen- und Entwicklungspolitik, Direktor des Instituts für Entwicklung und Frieden und des Käte Hamburger Kollegs / Centre for Global Cooperation Research.
Prof. Dr. Sven Bernhard Gareis
ist Deputy Dean am George C. Marshall Center in Garmisch-Partenkirchen und lehrt Politikwissenschaft an der Universität Münster.
Dr. Patrick Keller
ist Koordinator für Außen- und Sicherheitspolitik der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er vertritt in diesem Beitrag seine persönliche Auffassung.
Prof. Dr. Joachim Krause
lehrt Politikwissenschaft an der Universität Kiel und ist Direktor des dortigen Instituts für Sicherheitspolitik (ISPK).
Prof. Dr. Andreas Nölke
lehrt Politikwissenschaft mit den Schwerpunkten Internationale Beziehungen und Internationale Politische Ökonomie an der Goethe Universität in Frankfurt am Main.
Patricia Rinck
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Käte Hamburger Kolleg / Centre for Global Cooperation Research sowie am Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen.
Dr. Manuela Scheuermann
lehrt Politikwissenschaft an der Universität Würzburg.
PD Dr. Maximilian Terhalle
lehrt als Reader in International Politics an der University of Winchester in Großbritannien.
Gabriele Woidelko
ist Osteuropahistorikerin und Slawistin und leitet bei der Körber-Stiftung in Hamburg den Arbeitsschwerpunkt „Russland in Europa’.