Der Paul-Fleming-Roman von Uwe Berger (3 Auflagen: 1983, 1985, 1987) folgt dem historischen Optimismus, der 1975 in seinem Sonett „Nebel’ ausgedrückt ist: „Kein Nebel hält das Denken auf.’ Paul Fleming bricht 1634 mit einer holsteinisch-gottorpischen Gesandtschaft nach Reval auf, um eine „moskovitische und persianische’ Gesandtschaft anzutreten, nämlich die auf kaiserlichen Wunsch hin stattfindende Erkundung eines Landwegs für Handelsbeziehungen zum Osten.
Psychischen Nebel zerteilend verlässt Fleming für fünf Jahre die Heimat, in der der Krieg wütet, die Pest haust, die Geliebte gestorben ist. Er begegnet den freien Kolonisatoren bei Nowgorod, trifft auf Esten, Russen, Nogaier, Dagestaner und Perser, fährt mit dem hölzernen Schiff auf der Wolga bis zur Kaspisee und muss Schiffbruch miterleiden. Gewalttätige Auseinandersetzungen mit usbekischen Gästen des Schahs in Isfahan bleiben ihm ebenso wenig erspart wie die ätzende Arroganz des zweiten Gesandten Brüggemann, der die Ziele der Gesandtschaft und auch diese selbst gefährdet. Dem Fremdenhass setzt Fleming seine poetische Gesinnung entgegen.
Noch in Reval hatte er sich in Elsabe, die Tochter eines reichen deutschen Kaufmanns, verliebt, aber sie lehnte den Mann ohne Amt ab. In Astrachan wendet er sich Roxolane zu, wie er sie nennt, die aus den „Steppen des Ostens’ stammt. Wieder in Reval gewinnt er das Herz seiner Anna. Um sich ihrer wert zu erweisen, bricht er, ohne sich von den Strapazen der großen Reise erholt zu haben, überstürzt auf, um in den Niederlanden einen medizinischen Titel zu erlangen. Auf dieser europäischen Reise stirbt Paul Fleming.
Das Buch erschien erstmals 1983 beim Aufbau-Verlag Berlin.
Over de auteur
Uwe Berger wurde 1928 in Eschwege geboren. Seine Jugend verlebte er in Emden und Augsburg. Mit 15 Jahren war er Flakhelfer bei Berlin. Anfang 1945 meldete er sich, um nicht zur Waffen-SS gezogen zu
werden, freiwillig zur Kriegsmarine. Im selben Jahr wurde er vorzeitig aus britischer Gefangenschaft entlassen. Während seines Studiums in Berlin (Germanistik, Kunstwissenschaft) arbeitete er im Volk und Wissen Verlag. Bald darauf wurde er in den Aufbau-Verlag geholt. Wegen eines positiven Gutachtens zu Hanns Eisler („Johann Faustus’) maßregelte ihn die SED. Ermutigt sah er sich von Friedrich Wolf und Jahre danach von dem Schriftsteller und späteren estnischen Staatspräsidenten Lennart Meri.
Literarisch bedeutsame Reisen nach Nordrussland (Nowgorod) und Mittelasien, nach Sibirien und anderen Ländern unternahm er mit seiner Frau und Gefährtin.
Er ist 2014 in Berlin verstorben.
Bibliografie
Lyrik und Prosa
Die Einwilligung. Sechs Erzählungen
Straße der Heimat. Gedichte
Der Dom in dir. Gedichte
Der Erde Herz. Gedichte
Hütten am Strom. Gedichte 1946-1961
Rote Sonne. Skizzen und Aufzeichnungen
Mittagsland. Gedichte. Aufbau-Verlag
Gesichter. Gedichte. Aufbau-Verlag
Die Chance der Lyrik. Aufsätze und Betrachtungen
Bilder der Verwandlung. Gedichte
Arbeitstage. Aus dem Tagebuch 1964-1972
Feuerstein. Gedichte. Auswahl und Nachwort von Armin Zeißler
Lächeln im Flug. Gedichte
Backsteintor und Spreewaldkahn. Märkische Landschaften
Nebelmeer und Wermutsteppe. Begegnungen
Zeitgericht (Gedichte 1946-1975)
Leise Worte. Gedichte
Der Schamanenstein. Menschen und Orte
Lächeln im Flug. Ausgewählte Gedichte (1946-1978; russisch)
Nur ein Augenblick. 99 Reiseskizzen
Auszug aus der Stille. Gedichte
Das Verhängnis oder Die Liebe des Paul Fleming (Roman)
Die Neigung. Roman
In deinen Augen dieses Widerscheinen. Gedichte
Woher und wohin. Aufsätze und Reden 1972-1984
Das Gespräch der Delphine. Tierverse
Weg in den Herbst
Traum des Orpheus. Liebesgedichte 1949-1984
Last und Leichtigkeit. Oden
Flammen oder Das Wort der Frau
Suche nach mehr. Roman. 1989-1991
Atem. Liebesgedichte und Grafiken
Räume. Verse und Bilder
Pfade hinaus
Wegworte. Gedichte und Zeichen
Kater-Vater. Sinngedichte
Den Granatapfel ehren, Hundert Gedichte 1946 – 1989
Du wirst sein. Gedichte und Zeichen
Vom Sinn. Nachlese
Ungesagtem lauschen. Aus dem Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012
Suche nach mehr
Das Gespräch der Delfine und anderer Tiere
Ein Schiff fährt über Land. Ostfriesland und das Meer