Eine der größten Herausforderungen in der Sozial- und Kulturforschung ist die Frage, wie gesellschaftlich und individuell Nicht-Bewusstes zusammenhängen. Mit seinem Konzept der Sozioanalyse, einer »Psychoanalyse des Sozialen«, hat der französische Soziologe Pierre Bourdieu Zugänge zu gesellschaftlichen Formen der Unbewusstheit entwickelt, die für zeitgenössische Fragestellungen von besonderer Bedeutung sind. Dabei versteht er Soziologie als Wissenschaft, die bestrebt sein sollte, das in der sozialen Welt systematisch Ausgeblendete und Verborgene aufzuzeigen.
Vera King legt dar, wie Bourdieu in seiner Konzeption von Sozioanalyse auf psychoanalytische Epistemologie und Konzepte sowie auf Begriffe des Unbewussten zurückgreift. Auf der Basis von Forschungen zu sozialer Mobilität und Bildungsaufstieg veranschaulicht sie darüber hinaus, wie soziale und psychische Dynamiken ineinandergreifen können.
Inhoudsopgave
Einführung
1. Zur Analyse von Gesellschaft und Psyche – methodologische Herausforderungen und konzeptionelle Perspektiven
2. Zentrale Erkenntnisinteressen – Soziologie als Wissenschaft vom »Verborgenen«
3. Der Habitus als Vermittlung von Sozialem und Psychischem?
3.1 Die Verinnerlichung und Einverleibung des Sozialen
3.2 Bourdieus Habituskonzept: Kritik, Kontroversen und Zwischenresümee
3.3 Habituskonflikte und Transformationen
4. Habitus und Psyche im Kontext sozialer Mobilität. Sozialer Aufstieg und psychische Krisen:
Einsichten der Selbstanalyse bei Bourdieu und Freud
5. Weitergabe und Transformationen des Erbes – ungleiche Karrieren
5.1 Sozio- und Psychodynamiken der Zugehörigkeit
5.2 Sozio- und Psychodynamiken des sense of one’s place
5.3 Zur Analyse von Habitus und Psyche im Kontext von Aufstiegsdynamiken
6. Wie können wir wissen? Erkenntnis und Methodologie bei Bourdieu
7. Erweiterungen der Reflexivität
7.1 Psychischer und habitueller Wandel in Gegenwartsdiagnosen
7.2 Sozioanalytisches »Durcharbeiten« und Entstehung des Neuen
Literatur