Ist Friedrich der Große ein feinsinniger Philosoph oder ein machtbewusster Staatsmann und siegreicher Schlachtenlenker oder aber ein menschenverachtender Gewaltmensch? Alle diese Urteile lassen sich bei der Beschreibung seines Lebens nachvollziehen. Die Unterschiedlichkeit der Wahrnehmung seiner Person ist damit in hohem Maß an den historisch-politischen Kontext gebunden, in dem man ihn zu verorten wünschte.
Diese Geschichte des Friedrich-Bildes in Gesellschaft, Politik und Historiographie setzte in der Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt ein, als Friedrich II. den Projektionen nationaler Vorstellungen diente. Im kollektiven Gedächtnis vieler Deutscher stand Friedrich II. seither nicht nur für ein Bild preußischer Größe, sondern auch beispielgebend für nationale Führerschaft. Einem letzten Höhepunkt strebte diese Entwicklung im Dritten Reich zu. In der frühen Bundesrepublik verschwand er als eine Person von nationaler Bedeutung von der historisch-politischen Bühne. An ihm zeigt sich exemplarisch, wie Geschichte vergeht.
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Professor Dr. Peter Michael Hahn lehrt Geschichte an der Universität Potsdam.