Auf seinen Reisen in die Südsee entdeckte James Cook im 18. Jahrhundert das polynesische Tabu. Missionare brachten dieses Wissen nach Europa. Wie es dann mit der Professionalisierung von Ethnologie und Psychoanalyse als wissenschaftliches Konzept Eingang in die europäische Kultur fand, erzählt Alexandra Przyrembel in ihrer Wissensgeschichte des Tabus. Ungewöhnlich ist dabei die Verknüpfung der Wissens- mit einer Erfahrungsgeschichte. Am Beispiel der Sozialreformbewegung und der Tierschutzbewegung des 19. Jahrhunderts legt die Autorin die Bedeutung von Tabus in der europäischen Gesellschaft offen und zeigt: Die Geschichte der Modernisierung ist auch eine Geschichte des Tabus.
Spis treści
Inhalt
Einleitung: Das Tabu und die Moderne 9
Erster Teil: Wissen Europa, die Südsee und das Tabu 27
Kapitel 1
James Cook und die ›Entdeckung‹ des Tabus im ausgehenden 18. Jahrhundert 37
Kapitel 2
Missionare, der Satan und die Bekämpfung des Götzentums um 1800 52
Die protestantische Offensive – Programme zur Rettung
vor dem Satan 53
›Moderne‹ Missionare? 63
Missionare in der Südsee – Aufgaben und Erfahrungen 67
Predigen, Beobachten, Schreiben und Sammeln – Die missionarische Offensive und ihre transnationale Welt 72
Kapitel 3
Faszination: Medien und die Vermittlung von Wissen I 82
Missionare berichten 83
Verführungen – Der Tanz, die Kannibalen und die Macht des Tabus 87
Die Inselgruppe Marquesas, das Tagebuch und die Intimität der Beobachtung 98
Missionare, der ›ethnologische‹ Blick und das Tabu 106
Kapitel 4
Ethnologie, Psychoanalyse und die (Wieder-)Entdeckung des Tabus um 1900 113
Freud als Vater und die psychoanalytische Semantik der Innenschau 114
Die Faszination des ›Primitiven‹ um 1900 118
James Frazer, die Ethnologie und die Gefahr der Ansteckung 122
Sigmund Freud, die ›armen nackten Kannibalen‹ und die Entdeckung des Unbewussten 131
Vom 'wunderbaren Tabu’ zum Inzestverbot 139
Zweiter Teil: Glauben Sünden, Tabus und die Ordnung der sozialen Frage 143
Kapitel 5
Der Schmutz und die Wilden 156
Zwei Männer – Pietät und Abscheu 156
Der Erlöser Wichern, die Innere Mission und die religiöse Offensive 158
Verbotene Räume: Wicherns Reisen in die 'Höhlen der Armen’ 172
Engels, der Ekel und Die Lage der arbeitenden Klasse in England 181
Ekel und Sünde in den Berichten Wicherns und Engels’ 195
Kapitel 6
Die Brüder des Rauhen Hauses: Rituale der Reinigung 200
Hamburg und der Tod der Religion 200
Von London nach Hamburg – Die Stadtmission als Importartikel 203
Vereine und die ›Terrains‹ der Inneren Mission 207
Kulturen des Religiösen – die Brüdergesellschaft 210
Brüderbriefe – Semantiken der Liebe und der Verachtung 222
Kapitel 7
Die Furcht vor dem Verderben: Medien und die Vermittlung
von Wissen II 229
Die religiöse Furcht vor dem Verderben 233
Verwildern, Trinken und die ›Giftquelle der Prostitution‹ 239
Der Hausbesuch: Schreiben, Ordnen, Verstehen 251
Geschichten des Scheiterns und die ›Sonderanthropologie‹ der Unterschicht 260
Dritter Teil: Fühlen Abscheu, Blut und die Liebe zum Tier 271
Kapitel 8
Der Geruch der Tiere 282
Hygiene: Die Entstehung der modernen Schlachthäuser 285
Reinlichkeit der Luft, Reinlichkeit des Fleisches 288
Reisende Experten – Kartographien der Schlachthäuser 295
Kapitel 9
Tierliebe: Medien und die Vermittlung von Wissen III 299
Tierschutz – eine Bewegung entsteht 303
Predigen, Schreiben und Agitieren 308
Mitleid mit der geschundenen Kreatur 314
'Teufelsdreck’: Über Pferdebankette und das Essen 322
Kapitel 10
Topographien: Im 'Riesenmagen’ der Stadt 335
Apparate und die ›Idee des humanen Tötens‹ 339
Schluss 357
Quellen und Literatur 371
Dank 412
Personenregister 414
O autorze
Alexandra Przyrembel, Dr. phil., ist Privatdozentin am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Göttingen.