Natur im städtischen Lebensraum
Gilt noch das Oxymoron, dass die Stadt nicht natürlich und die Natur nicht urban ist? Denn in den letzten Jahren verweisen die weltweit rapide zunehmenden Naturkatastrophen bedingt durch den Klimawandel auf die Relevanz von Natur und Umwelt für die menschliche Existenz im Allgemeinen wie für den städtischen Lebensraum im Besonderen. Das mittlerweile gesamtgesellschaftlich weit verbreitete Umwelt- und Ökologiebewusstsein hat daher nicht zuletzt zu einer beachtlichen Konjunktur des Themas 'Grün in der Stadt’ in der öffentlichen Diskussion wie in der Wissenschaft geführt. Erfreuten sich bisher vorwiegend die Parks von Schloss- und Villenanlagen bzw. die Gärten der mittelalterlichen Klöster und des patrizischen Bürgertums in den größeren Städten in der kunst-, architektur- und kulturgeschichtlichen Forschung großer Aufmerksamkeit, so wird das Thema mittlerweile auch von anderen Disziplinen – von der Wirtschafts-, Sozial- und Diskursgeschichte bis zur Bürgertums-, Wissenschafts- und Umweltgeschichte mit breiteren Ansätzen aufgegriffen. Ausgehend von der Tagung 'Grün in der Stadt’ des 'Österreichischen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung’ in Meran 2021 schlägt der vorliegende Band zum einen den zeitlichen Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart mit einem Ausblick in die Zukunft. Zum anderen befassen sich die Beiträge mit der Bedeutung von privatem wie öffentlichem Grün für die Stadt und ihre Gesellschaft, mit der Verfeinerung von Lebensformen in Bezug auf urbanes Grün wie auch mit der Problematik 'Städte im Grünen’. Dabei erwies sich nicht zuletzt der Tagungsort selbst, die Kurstadt Meran, als exzellentes Beispiel.
Mit Beiträgen von Sylvia Butenschön, Volkmar Eidloth, Peter Eigner, Stefanie Hennecke, Christian Hlavac, Marianne Klemun, Christian Koller, Gisela Mettele, Peter Payer, Andrea Pühringer, Jonas Reif, Magdalene Schmidt, Stefan Schweizer, Andreas Tacke, Paolo Viskanic und Andreas Weigl.
O autorze
Andrea Pühringer, Dr., Studium der Geschichte, Germanistik und Nationalökonomie an der Universität Wien; 1993–1998 Vertragsassistentin am Institut für Wirtschafts-und Sozialgeschichte der Universität Wien. Seit 1999 freiberufliche Historikerin. Lehrveranstaltungen an den Universitäten Marburg, Kassel und Venedig. Pro-Civitate-Austriae-Preis für Stadtgeschichte (2002). Zahlreiche Publikationen zu stadt-, kultur-, wirtschafts- und militärgeschichtlichen Themen, zuletzt: mit Roswitha Mattausch, Mondäne Stadt – idyllische Landschaft. Der Aufstieg Bad Homburgs zum Kur- und Modebad im 19. Jahrhundert, Neustadt/Aisch 2017; mit Markus Meumann (Hg.), The Military in Early modern World (Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit 26), Göttingen 2020; Zu klein, zu jung, zu unbedeutend – die Kurstadt in der Stadtgeschichtsforschung, in: Pühringer – Martin Scheutz (Hg.), Die Kurstadt als urbanes Phänomen. Konsum, Idylle und Moderne, Köln 2023, 63–97.
Holger Th. Gräf, Studium in Gießen und Leicester (UK), seit 1996 am Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde und seit 2009 Honorarprofessor an der Universität Marburg, arbeitet zu Stadt-, Adels-, Diplomatie-, Militär- und Historiografiegeschichte. Neuere Publikationen unter anderem: Orte der Waffen in der Stadt. Pulvertürme, Zeughäuser und Schießstätten, in: Werner Freitag – Martin Scheutz (Hg.), Ein bürgerliches Pulverfass? Waffenbesitz und Waffenkontrolle in der alteuropäischen Stadt, Köln 2021, 129–144; Das fragmentarische 'Arbeitsbuch’ des Johann Philipp Thelott (1639–1671), in: Stefan Laube (Hg.), Einladende Buch-Anfänge, Wiesbaden 2022, 335–350.