Das komplexe Verhältnis von Religion und Rationalität wird hier anhand einer Vielfalt von Heiligen Texten untersucht, einem Medium, das eine Einordnung von Religion in rationale Zusammenhänge nahelegt. Neben Schriften aus Judentum, Christentum und Islam werden Zaubersprüche und Mythen, zeitweise religiös überhöhte Texte wie die des Marxismus, philosophische Texte der Aufklärung und andere Medien wie das moderne Bild religiösen Inhalts behandelt. Statt einer Gegenläufigkeit von Rationalität und Religion wird deutlich, dass Rationalität eine wesentliche Rolle für die Entwicklung der Religion und ihre internen Differenzierungen spielt. Der Umgang mit Heiligen Texten zeigt den Spannungsreichtum der Thematik in besonderer Weise: Heilige Texte haben immer die Möglichkeit des Rückzugs vor dem rationalen Zugriff mit dem Verweis auf ihre transzendentale Dimension. Zugleich beweist aber die im Heiligen Text manifestierte Religion im Wechselspiel mit diesem Zugriff und im Bestehen mit ihm die Berechtigung ihres Geltungsanspruchs immer wieder von neuem.
O autorze
Andreas Kablitz, Universität zu Köln; Christoph Markschies, Humboldt-Universität zu Berlin.