Manhattan Muffdiver: Meldungen wie Funksprüche von einem fremden Planeten.
Gekonnt formverspielt bietet dieser schillernde Bericht Bilder von einer Welt am Rande des Nervenzusammenbruchs.
Carl Weissner ist eine lebende Legende, Manhattan Muffdiver beweist erneut, warum.
Sein Pass weist Carl Weissner als Deutschen aus, literarisch ist er aber eindeutig in den Vereinigten Staaten beheimatet: Als 'einer der bedeutendsten Hintermänner der Deutsch-Amerikanischen Literaturfreundschaft’ (Franz Dobler) hat er sich in Europa einen Namen gemacht, seine eigenen literarischen Arbeiten sind bisher ausschließlich in englischer Sprache erschienen.
Manhattan Muffdiver, sein erster deutschsprachiger Roman, entzieht sich allen vorschnellen Etikettierungsversuchen: Zwischen Fakt und Fiktion wechselnd, berichtet Weissner aus Übersee, beschreibt tatsächliche und erfundene Begegnungen im Big Apple. Seine schrägen Meldungen aus New York, die an literarische Traditionen anschließen, ohne sie einfach weiterzuführen, schildern eine abgedrehte Welt abseits aller Klischees oder Beschönigungen. So vielschichtig wie die hier gebotenen Eindrücke ist auch der Titel, der ein Cocktail sein kann oder der Slangausdruck für Cunnilingus. Direkt aber nie derb, schwarzhumorig und gekonnt formverspielt bietet dieser schillernde Bericht Bilder von einer Welt am Rande des Nervenzusammenbruchs.
O autorze
Studierte Amerikanistik an den Universitäten Heidelberg und Bonn, gab Ende der Sechziger Jahre eine Underground-Zeitschrift heraus und erforschte mit einem Fulbright-Stipendium die literarische Alternativszene in New York und San Francisco. Anschließend übersetzte er viele Jahre lang seine amerikanischen und britischen Freunde ins Deutsche: Bukowski, Burroughs, Algren, Ginsberg, J.G. Ballard. Bekannt wurde er als einer der wenigen Literaturagenten, die ihre Autoren europaweit vertreten (Bukowski, Paul Bowles, John Fante). Sein erster Roman erschien 1970 in San Francisco; sein neuester, Death in Paris, ist auf der Burroughs-Website realitystudio.org zu lesen.
Carl Weissner ist tot
Der Milena Verlag trauert um Carl Weissner. Der deutsche Übersetzer und Autor verstarb im Alter von 71 Jahren völlig unerwartet in Mannheim.
Carl Weissner hat sich zeit seines Lebens dem literarischen Underground verschrieben: Mit einem Fulbright-Stipendium erforschte er die literarische Alternativszene in New York und San Francisco, gab gemeinsam mit Jörg Fauser und Jürgen Ploog geniale Underground-Zeitschriften heraus und übersetzte William S. Burroughs, Nelson Algren, Allen Ginsberg, J.G. Ballard, Andy Warhol, Bob Dylan, Frank Zappa und viele mehr.
Weissner hat die Werke von Charles Bukowski übersetzt und ihnen seine markante deutsche Stimme verliehen. Er verhalf seinem Freund Bukowski als Literaturagent zum internationalen Durchbruch.
Wir lernten Carl über seine allererste Übersetzung, J.G Ballards 'Liebe und Napalm’, kennen und es entstand eine innige Freundschaft. Wir veröffentlichten Weissners einzige zwei literarische Arbeiten in deutscher Sprache, zwei furiose Romane: 'Manhattan Muffdiver’ (2010) und 'Die Abenteuer von Trashman’ (2011). Zwei heftige Werke, kraftvoll, dicht, humorvoll, punktgenau geschrieben.
Carl Weissners Werk und Leben waren von seltener Ehrlichkeit und Kompromisslosigkeit geprägt. Er war einer, der sich nicht davor scheute, die Dinge beim Namen zu nennen, sich nicht mit Plattitüden zufriedengab und stets ein kritisches Wort für den oft selbstreferenziellen Literaturbetrieb übrig hatte.
Weissner war einer der wichtigsten Protagonisten des literarischen Undergrounds und einer der herausragendsten Übersetzer der Gegenwart. Er hat sich nie angebiedert. Er war ein wahrer Gentleman, er war ein Mann von Welt.
Mit Carl Weissner verlieren wir einen einzigartigen Autor, einen unvergleichlichen Menschen, einen Mann mit Haltung und einen sehr guten Freund. Danke, dass wir Carl kennenlernen durften.
Wir vermissen ihn sehr.
Der Milena Verlag in tiefer Trauer.
Wien, am 26. Januar 2012