Das Zimmer wirkte steril. Die wenigen Einrichtungsgegenstände sahen aus, als wären sie in einem billigen Hotel erstanden worden: eine kleine Anrichte, eine Fernsehwand, ein Kodachrome-Hochglanzdruck einer Wiese voller roter Mohnblumen. Auf einmal wurde ihr klar, weshalb das Zimmer so kahl und leer war; alle Einrichtungsgegenstände waren mühsam Stück für Stück von der Oberfläche herunter geschafft worden. Die Wand am anderen Ende des Zimmers war hinter einem Vorhang verborgen. Als sie an der Kordel zog, die von einer Seite herabhing, stellte sie fest, dass sich dahinter ein Fenster befand – ein wandgroßes Fenster, das einen Ausblick auf den Berghang gewährte. Weiter unten am Hang konnte sie einige der anderen Kuppeln erkennen. Sie leuchteten grünlich-gelb in der dämmrig werdenden See. Die einzelnen Kuppeln waren mit Glaskorridoren miteinander verbunden, die wie Speichen eines Rades von der großen Hauptkuppel ausgingen.
Als sie so dastand und die See betrachtete, spürte sie für einen kurzen Moment ein fast überwältigendes Friedensgefühl. Draußen war alles still, so unglaublich still. Die Schrecken der Kriege auf der Oberfläche schienen in diesem Augenblick so fern wie die andere Seite des Mondes. Hier fühlte sie sich geborgen. Und das war kein unangenehmes Gefühl.
(aus: Das bessere Dasein von Christopher Irwin)
Die von Christian Dörge zusammengestellte Anthologie Das bessere Dasein enthält acht Erzählungen von Christopher Irwin, Gene Wolfe, Charles Sheffield, Tom Purdom, Spider Robinson, Kevin O’Donnell Jr., Lisa Tuttle und Peter Ambrose.
Das bessere Dasein erscheint in der Reihe GALAXIS SCIENCE FICTION aus dem Apex-Verlag, in der SF-Pulp-Klassiker als durchgesehene Neuausgaben wiederveröffentlicht werden.