Dass sich Schülerinnen und Schüler im Geschichtsunterricht mit historischen Quellen beschäftigen, gehört zu den wenigen fast völlig unumstrittenen Paradigmen schulischer Geschichtsvermittlung in Deutschland. Doch welche Kompetenzen erwerben Schülerinnen und Schüler im alltäglichen Geschichtsunterricht, wenn sie sich mit Quellen auseinandersetzen? Um dieser Frage nachzugehen, hat der Autor über vierzig Stunden Unterricht videografiert und mit der dokumentarischen Methode untersucht. Die Ergebnisse legen nahe, dass sich Unterricht, der Kompetenzerwerb fördert, dadurch auszeichnet, dass er Kooperations- und Konstruktionsprozesse auf Seiten der Schülerinnen und Schüler ermöglicht. Traditioneller fragend-entwickelnder Unterricht bietet demnach keine günstigen Bedingungen für Kompetenzerwerb.
O autorze
Dr. Christian Spieß promovierte von 2008 bis 2012 im DFG-Graduiertenkolleg 1195 »Passungsverhältnisse schulischen Lernens« an der Georg-August-Universität Göttingen. Von 2012 bis 2014 absolvierte er das Referendariat am Studienseminar Oldenburg. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt.