Die Abstraktes und Fernes vergegenwärtigende, Vergangenes memorierende und Wahrheit beteuernde Funktion von Bildlichkeit steht in Verbindung mit Fiktionalem vor besonderen Herausforderungen und kann poetologische Funktionen übernehmen. Der vorliegende Band untersucht in exemplarischen Fallstudien den Stellenwert von Bildlichkeit im Artusroman. Zu den berühmtesten selbstreflexiven Szenen der europäischen Artusromane zählt die Betrachtung der Bildergeschichte von Lancelots Ehebruchsliebe durch König Artus im ›Lancelot‹: Der Roman spiegelt sich selbst im Bild und deckt damit eine außerordentliche Nähe des Genres zur Bildlichkeit auf. Sie reicht von pikturalen Neuschöpfungen der Romanstoffe in Bilderzyklen oder Darstellungen von Einzelszenen arthurischer Romane auf Gebrauchsgegenständen über sehr unterschiedliche Text-Bildverhältnisse in illustrierten Handschriften und Drucken bis hin zu plastisch-bildhaft beschriebenen Szenen in Artusromanen, die in der Regel auf bekannte ikonographische Muster verweisen. Oftmals werden im Text auch Bilder oder andere Kunstgegenstände beschrieben. Solche ›Text-Bilder‹ können eine handlungsbestimmende Funktion erhalten, als intertextuelle Referenzen dienen oder poetologische Reflexionen anstoßen.
O autorze
Cora Dietl, Christoph Schanze, Universität Gießen;
Friedrich Wolfzettel, Goethe-Universität Frankfurt a.M.