Nur wenige deutsche Historiker haben mit ihren Publikationen und Ausstellungen sowie als Herausgeber von Zeitschriften (Historische Zeitschrift) und renommierten Lehrbuchreihen (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Enzyklopädie deutscher Geschichte) ein so überaus großes öffentliches Interesse an den Erkenntnissen der Geschichtswissenschaft geweckt wie Lothar Gall. Seine in alle Weltsprachen übersetzte Bismarck-Biografie, das bürgerliche Familienepos der Mannheimer Bassermanns oder die Unternehmensgeschichte der Firma Krupp stehen für eine produktive Wissenschaftspraxis, die sich stets ihrer Wirkung als Instanz der professionellen Vermittlung historischen Wissens im Klaren war und die sich zugleich jederzeit gegen funktionale Vereinnahmung zu behaupten wusste. Die soziale Bedingtheit der Arbeit des Historikers unter dem Einfluss wechselnder Zeitströmungen ist Gegenstand der Festschrift, zu der prominente Fachkollegen Lothar Galls eine Auswahl aus ihren aktuellen Forschungen beigetragen haben.
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Geschichte als Wissenschaft: Herodot und Thukydides. Geschichte und Geschichtsschreibung im 5. Jahrhundert v. Chr. Von Klaus Bringmann Friedrich Rühs und die Berliner Akademie der Wissenschaften. Von Heinz Duchhardt Die Genese eines Historikers. Zur Autobiographie und zur Korrespondenz des jungen Ranke. Von Ulrich Muhlack Bayern und die Monumenta Germaniae Historica zur Zeit der Gründung der Historischen Kommission. Von Rudolf Schieffer 'Die Zeitschrift soll vor Allem eine wissenschaftliche sein’. Zur Gründung der Historischen Zeitschrift durch Heinrich von Sybel. Von Jürgen Müller Die Verdrängung von Friedrich Meinecke als Herausgeber der Historischen Zeitschrift 1933–1935. Von Gerhard A. Ritter Die deutschen Historiker auf dem Internationalen Historikerkongreß in Rom 1955. Von Winfried Schulze Historiker und Geschichtswissenschaft in Gießen um 1968. Von Peter Stadler Forschungsfelder und Forschungsstrategien: Konzilien des 15. Jahrhunderts und Zweites Vatikanisches Konzil. Historiker und Theologen als Wissenschaftler und Zeitgenossen. Von Heribert Müller Reformationsgeschichtsschreibung – wozu? Eine Standortbestimmung. Von Luise Schorn-Schütte Reflections on James J. Sheehan and the Writing of Modern German History. Von David Blackbourn Tempi passati. Die kurze Konjunktur der Arbeiteralltagsgeschichte. Eine Reminiszenz. Von Ralf Roth 'Die Geschichte der Parlamentarisierung in Deutschland (1908–1919)’. Das erste Editions¬projekt der Parlamentarismus-Kommission. Von Rudolf Morsey Lehrstück Unternehmensgeschichte. Die Kruppsche 'Kriegsdenkschrift’ 1914–1918–1925. Von Klaus Tenfelde Moden und Mythen. Die Wirtschaft als Thema der Geschichtsschreibung im Umbruch 1960 bis 1980. Von Werner Plumpe Formen der Geschichtserzählung: 'Fürstenblut für Ochsenblut!’ Formen der Biographie: Personencharakterisierung und anekdotische Verkürzung. Von Wolfgang Frühwald Der Historiker als Biograph – oder: was können wir von Lothar Gall lernen? Von Hans-Peter Schwarz Französische Historien- und deutsche Geschichtsmalerei. Über den Besuch des Grafen Raczynski im Salon von 1836. Von Thomas Gaehtgens 'Fragen an die deutsche Geschichte’. Zur Genese eines Ausstellungsmachers. Von Hermann Schäfer Geschichte in bewegten Bildern. Historisches Arbeiten mit Dokumentar- und Spielfilmen. Von Gisela Mettele Ben Eltons Erste Weltkriege. Von Andreas Fahrmeir Die Geschichtsschreibung und ihr Publikum. Zum Verhältnis von Geschichtswissenschaft und Geschichtsmarkt. Von Dieter Langewiesche Erinnerung im Kreuzverhör. Kollektives Gedächtnis, Albert Speer und die Erkenntnis erinnerter Vergangenheit. Von Johannes Fried Geschichte, Gedächtnis, Gedächtnisgeschichte. Ein Blick auf das Œuvre von Claude Simon. Von Otto Gerhard Oexle Der Historiker als animal politicum: Erasmus und die politischen Kräfte seines Zeitalters. Von Heinz Schilling Mit dem Fürsten sprechen. Adel und Absolutismus in Baldassar Castigliones 'Buch vom Hofmann’. Von Gerrit Walther Modell und Menetekel. Jakob Venedeys ‚England’. Von Peter Wende Geschichtswissenschaft im Dienst von Einheit und Freiheit: Der Jenaer Historiker Adolf Wilhelm Schmidt (1812–1887). Von Hans-Werner Hahn Kulturgeschichte in bürgerlicher Absicht. Gustav Freytags 'Bilder aus der deutschen Vergangenheit’. Von Eckhardt Treichel Constantin der Große und das Christentum bei Jacob Burckhardt. Von Hartmut Leppin Orientmission und Weltpolitik. Johannes Lepsius und der europäische Imperialismus. Von Andreas Schulz Eine verwickelt vielschichtige Zeitgenossenschaft. Kurt Rheindorf und die Frankfurter Universität. Von Notker Hammerstein Der lange Schatten von Versailles. Die Frankfurter Historiker Walter Platzhoff und Paul Kirn im ‚Dritten Reich‘. Von Carsten Kretschmann Geschichtsbilder zwischen Wissenschaft und Politik: Geschichte als Argument. Skizzen zum Umgang mit antiken Namen in den Debatten zur Zeit der französischen Revolution. Von Manfred Clauss Montgelas’ Beurteilung der inneren Verhältnisse Frankreichs nach der Restauration (1814–1822). Von Eberhard Weis Otto von Bismarck und Alfred von Tirpitz: Der 'Reichsgründer’ und seine Epigonen. Von Michael Epkenhans Das Historische Museum der Stadt Frankfurt am Main 1878–1982. Von Rainer Koch Die Weltkriege des 20. Jahrhunderts in historischer Sicht. Von Horst Möller Weimars Scheitern erklären. Von Hagen Schulze Das Stresemannbild im Wandel der Zeit. Von Eberhard Kolb Zeitgeschichtliche Forschung und die Medien. Von Karl Otmar Frhr. von Aretin Der Westen. Betrachtungen über einen uneindeutigen Begriff. Von Klaus Hildebrand Der Parteienstaat in der Diskussion. Die Entstehung des Parteiengesetzes im Schnittfeld von Politik, Wissenschaft und Rechtsprechung. Von Marie-Luise Recker Geschichtspolitik vor dreißig Jahren. Ein Bonner Rückblick auf den Streit um die Ausbildung der Geschichtslehrer in Nordrhein-Westfalen 1974. Von Konrad Repgen Gesellschaft und Geschichte: Die Habsburgwunde des Fürstabts Martin II. von St. Blasien. Von Hermann Jakobs Geschichtsinteressen des Adels: Freiherr vom Stein und die Gründung der 'Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde’. Von Elisabeth Fehrenbach Historische Erinnerung und politische Vision. Die Idee des Kaisers im deutschen Liberalismus 1815–1871. Von Frank Möller Der Bürger zwischen Stadt, Staat und Nation. Historische Erinnerung und politische Identität in Deutschland 1800–1850. Von Dieter Hein Corporation Law and Changes in Marriage Behavior in the Nineteenth Century. Von Harold James Bürgerschaft und Theaterbau in Gießen. Von Helmut Berding 'Rousseauismus’ im deutschen Liberalismus. Der Gemeindebegriff von Hugo Preuß und seine Traditionen. Von Peter Blickle Ein Bürger sein? Dolf Sternbergers Besichtigung des bürgerlichen Erbes. Von Barbara Wolbring