Gefängnis und Gesellschaft: Das ist eine komplexe, auf paradoxe Weise durch Nähe und Distanz gekennzeichnete Beziehung. Haftanstalten schließen ihre Insass:innen räumlich und sozial von der Gesellschaft ab, zugleich kommt ihnen eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Ordnung zu. Mit dem Thema 'Gefängnis und Gesellschaft’ – dem Schwerpunkt der aktuellen INDES – verbinden sich zahlreiche politik-, sozial-, medien- und geschichtswissenschaftliche Facetten und Fragen. Welche Funktionen erfüllen Gefängnisse, was ist der Sinn von Strafen und auf welche Weise spiegeln sich in ihnen Staat und Gesellschaft? Sodann: Wie haben sich die Praktiken des Einsperrens im geschichtlichen Verlauf gewandelt?
Zum Charakter von Gefängnissen als 'geschlossenen Gesellschaften’ gehören auch Fragen zum soziodemografischen Profil der Häftlinge, zur Re-Integration von Ex-Häftlingen in die Gesellschaft und zu Kontaktmöglichkeiten zwischen Gefängnis und Außenwelt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Thematisierung der Institution Gefängnis in Kunst und Kultur: Es geht um die Verarbeitung eigener Hafterfahrungen, das Gefängnis als produktiven Ort des Denkens und Darstellungen des Gefängnisalltags im Film.
O autorze
Frank Decker ist Professor für Politische Wissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Wissenschaftlicher Leiter der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP).