„Was ich selbst bereitwillig eingestanden habe als tief im Charakter der Religion liegend, das Bestreben, Proselyten machen zu wollen aus den Ungläubigen, das ist es doch nicht, was mich jetzt antreibt, auch über die Bildung der Menschen zu dieser erhabenen Anlage und über ihre Bedingungen zu Euch zu reden“ (Schleiermacher 1799/1983, S. 121). Daniel Friedrich Ernst Schleiermacher beschreibt zu Beginn seiner dritten Rede über die Religion, die er an die „Gebildeten unter ihren Verächtern“ richtet und die die Bildung zur Religion zum Thema hat, ein Problem, das für die Thema- sierung der Religion im säkularen Zusammenhang charakteristisch ist. Beim Thema der Bildung zur Religion ist aus der religiösen Binnenperspektive ein- gestehen, dass es im „Charakter der Religion“ liegt, Proselyten machen zu w- len. Eine solche Perspektive, die aus einer Religion heraus eingenommen wird, kann jedoch kaum allgemeingültige Gründe hervorbringen – so die implizite Befürchtung. Vielmehr wird sie unter dem Vorbehalt stehen, Predigt zu sein, die der Erbauung der Gläubigen dient oder aber der Mission, die die Ungläubigen auf ihre Seite zu ziehen sucht. Schleiermacher sucht deshalb einen anderen Ausgangspunkt, den er sich für seine Reden wählt. Er nimmt selbst einen säkularen, nämlich bildungstheore- schen Standpunkt ein, von dem aus er für die Bildung zur Religion argumentiert. Allerdings ist die Scheidung in den Theologen und den Bildungstheoretiker Schleiermacher in dieser Rede längst nicht so eindeutig, wie es der einleitend zitierte Satz nahelegen könnte. Immer wieder treten Argumentationslinien her- 1 vor, die eine deutlich religiöse Einfärbung aufweisen.
Spis treści
Vorwort.- Der Fragehorizont der Arbeit.- Voraussetzungen.- Die Pädagogik Martin Luthers – Versuch einer Rekonstruktion.- Gegenwärtige Herausforderungen religionsbezogener Bildung.- Zur pädagogischen Bedeutung der juristischen Auseinandersetzung um den Religionsunterricht, LER und Ethik.- Kopftuch und Kruzifix – zwei Fälle.- Zum Verhältnis von Recht und Pädagogik.- Die juristische Debatte um den moralischevaluativen Unterricht.- Das Verhältnis von Recht und Pädagogik am Beispiel LER.- Konzepte und Probleme religiöser Bildung.- Das öffentliche Interesse an religiöser Bildung.- Ausgangslagen und historische Konzepte religiöser Bildung.- Ausgewählte Praxisfelder religiöser Bildung.- Die Leistungsfähigkeit von LER für die religiöse Bildung.- Religionsphilosophische Schulprojektwochen – Bildungsmöglichkeit – Mission – religiöse Kommunikation? 305.- Ein Vorschlag, Gegenstand und Grenze der Kindertheologie anhand eines systematischen Leitgedankens zu entwickeln.
O autorze
Dr. Henning Schluß ist Oberkonsistorialrat für Religionsunterricht in Brandenburg und Privatdozent am Institut für Erziehungswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin