Nicht nur die Zeit des Menschen, auch die Eigenzeiten der Literatur stehen heute in einem vielschichtigen Spannungsverhältnis zur Zeit der Natur. Doch welche Mittel besitzt die Literatur, um die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit für die Zeiten anderer Lebewesen oder gar für planetarische Zeitmaße zu sensibilisieren? Wie geht die zunehmende Mathematisierung der Zeit in sie ein? Und in welchem Verhältnis stehen literaturhistorische Zäsuren zu Paradigmenwechseln in den Naturwissenschaften? Diesen und weiteren Fragen geht der Sammelband nach, indem er exemplarisch die Genealogie der literarischen Verzeitlichung von Natur nachvollzieht – von den kosmischen Fiktionen um 1800 bis zu den Geschichten vom Anthropo-, Cthulhu- und Kapitalozän, die das 21. Jahrhundert prägen.
Spis treści
Tiefenzeit erzählen – Tiefenzukunft erfinden.- Anleitung zur Lektüre im Himmelsbuch.- Einbruch der Zeit in die Darstellung. Wissenspoetik und deep time in der Allgemeinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels, oder: die temporale Wende beim frühen Kant.- Analogien – Zusammentreffungen – Reihen. Verzeitlichung der Naturen in Novalis‘ Die Lehrlinge zu Saïs und Heinrich von Ofterdingen.- Kurd Laßwitz’ Homchen.- Endzeit trifft Tiefenzeit. Hybride Zeitmodelle in Alfred Döblins Berge Meere und Giganten.- Die ‚unübertriebene Zeit‘ des Hopfens. Wilhelm Lehmanns Bukolisches Tagebuch (1927-1932 / 1948).- Die Sprache des Menschen und der Dialekt der leblosen Welt. Zu Christian Enzensbergers Roman Nicht Eins und Doch. Geschichte der Natur.- Tiefenzeit und Zeitgenoss:innenschaft.- Tiefenzeit und Akzeleration.
O autorze
Johannes Pause ist Research Scientist am Institut für Germanistik sowie stellvertretender Studiengangsleiter des Bachelor in Animation an der Universität Luxemburg.
Tanja Prokić ist Vertretungsprofessorin für neuere dt. Literatur und Medien an der Ludwig-Maximilians-Universität München.