Die Monografie behandelt die Amtszeit des Thüringer Landes- und Ministerpräsidenten Rudolf Paul 1945 bis 1947 als prominentes Fallbeispiel für die Möglichkeiten und Grenzen landespolitischen Handelns in der frühen sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Das Land Thüringen beschritt in der »Ära Paul« auf vielen Gebieten – von Justiz, Gesetzgebung und Entnazifizierung über Bodenreform und Sequestration bis zu den Interzonenkontakten – relativ eigenständige Wege. Es bietet deshalb ein besonders aufschlussreiches Untersuchungsfeld. Über die quellengestützte Rekonstruktion der wichtigsten Handlungsfelder der Thüringer Landespolitik, ihrer Strukturen und konzeptionellen Debatten hinaus trägt die Untersuchung so zum Abbau immer noch erheblicher Defizite bisheriger SBZ-Forschung bei. Dabei steht die Persönlichkeit des linksliberalen, in der NS-Zeit mit Berufsverbot belegten Juristen Rudolf Paul im Mittelpunkt, ohne dass sich die Publikation auf seine Biografie beschränkt. Die Flucht des Ministerpräsidenten aus der SBZ 1947 – ein ebenso spektakulärer wie singulärer Fall – markierte das Scheitern der hier untersuchten Landespolitik und setzte eine Zäsur in der SBZ-Geschichte.
O autorze
Dr. Jürgen John war von 1995 bis 2007 Inhaber der Professur für Moderne mitteldeutsche Regionalgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.