Jacob Burckhardts Vorlesungen 'Über das Studium der Geschichte’ aus den Jahren 1868/69, die seit 1905 als 'Weltgeschichtliche Betrachtungen’ berühmt geworden sind, dienen heutzutage vielfach nur noch als Sammlung markiger Zitate. Auch die Welt- und Globalgeschichtsschreibung, die heute wieder viel Interesse findet, hat Burckhardt als Ideengeber kaum beachtet. Dieser Band setzt auf eine neue Lektüre, die von einer Spannung ausgeht, die Burckhardts Text durchzieht: Einerseits fordert er ein 'Totalbild der Menschheit’; andererseits verfolgt er eine nicht-totale Methodologie, die sich von den üblichen Bausteinen der Weltgeschichtsschreibung fernhält: geschlossenen Kulturen, klar abgegrenzten Epochen und langfristigen Gesetzmäßigkeiten. Der Text wird vor dem Hintergrund seiner Entstehungszeit betrachtet und zugleich auf sein bis heute fortwirkendes Anregungspotenzial befragt.
O autorze
Jürgen Osterhammel war, nach Professuren in Hagen und Genf, von 1999 bis 2018 Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und neueste Geschichte an der Universität Konstanz. Seither ist er Distinguished Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS). Zu seinen Arbeitsgebieten gehören Globalgeschichte und Historiografiegeschichte.