Pilgerreisen zählen zu den ältesten und zugleich aktuellsten Formen der Mobilität. Millionen von Menschen machen sich jährlich auf den Weg, um spirituelle oder heilige Orte aufzusuchen. Dies können Gräber oder Wirkungsstätten von Heiligen und Propheten sein, heilige Berge und Flüsse oder Orte, an denen sich Wunder ereignet haben sollen. Das Pilgern als ein Phänomen, das sich in fast allen Religionen und Kulturen findet und das mit einer Vielzahl unterschiedlicher Rituale verbunden sein kann, hat viele Motive: von der auferlegten Pflicht zur Pilgerfahrt über die Heilserwartung bis zur Selbstfindung.
In einem vergleichenden Ansatz beschäftigen sich die Autorinnen und Autoren dieses Bandes mit dem Pilgern in den Weltreligionen und nehmen es als ein Ritual in den Blick, das nicht nur geografische, sondern auch kulturelle Entfernungen überwindet. Die Bedeutung des Weges wird dabei ebenso untersucht wie die Materialität der Stätten, die Rolle von Nähe und Ferne sowie die Regelmäßigkeit und die Inner- bzw. Äußerlichkeit des Pilgerns. Zentral ist weiterhin der Aspekt des Schicksals – denn wo die Unwandelbarkeit des Schicksals bezweifelt wird, kann Rekurs auf Strategien zu dessen Beeinflussung genommen werden.
O autorze
Hans Christian Lehner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Internationalen Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung 'Schicksal, Freiheit und Prognose’. Er wurde an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit einer Dissertation über die Rolle der Vorhersagbarkeit von Zukünftigem in der hochmittelalterlichen Historiographie promoviert.
Forschungsschwerpunkte: Theorien und Methoden der Geschichtsschreibung und die Praktiken mittelalterlicher Historiographie.