Die Frage nach Entstehung, Wandlung und Bedeutung von Religion ist ein Thema, das Lou Andreas-Salomé lebenslang begleitet hat. Auslöser für dieses Interesse ist die eigene Erfahrung, dass einem der Gott, an den man geglaubt hat, abhanden kommen kann.
Zahlreiche Aufsätze und Essays dokumentieren die Auseinandersetzung dieser klugen Frau mit dem Menschen als religiösem Wesen, das sich nach dem Verlust traditioneller Bindungen neue Formen sucht, in denen sich ein »Höchstes« zu spiegeln vermag. Erschienen in den führenden Zeitschriften der Epoche, kreuzen sich darin unterschiedliche Zugänge:
die der Religionswissenschaft stehen neben denen der christlichen Theologie und der frühen Psychoanalyse, die des individuellen neben denen des kulturellen Gedächtnisses.
Jede der drei monotheistischen Religionen sowie unterschiedliche Aus
prägungen der Frömmigkeit werden in die Analyse einbezogen.
All dies verleiht den vorliegenden Arbeiten, die hier erstmals in Buchform erscheinen, einen Wert weit über ihren historischen Kontext hinaus.
Lou Andreas-Salomé ist endlich als eine Denkerin zu entdecken, die auf
faszinierende Weise Eigenständigkeit und zeitgenössische Repräsentati-
vität miteinander verbindet.
Spis treści
Zu Lou Andreas-Salomé 2
Zum Herausgeber 2
Editorische Notiz 7
Entstehung und Erscheinungsweisen von Religion 9
– Von der Bestie bis zum Gott (1894) 11
– Aus der Geschichte Gottes (1897) 19
– Gott gegen Gott (1920/21) 37
– Vom religiösen Affekt (1898) 49
– Der Realismus in der Religion (1891) 59
– Der Egoismus in der Religion (1899) 91
– Religion und Kultur (1898) 117
– Gottesschöpfung (1892) 133
– Von frühem Gottesdienst (1913) 151
Monotheistische Religionen 167
– Jesus der Jude (1896) 169
– Vom Ursprung des Christentums (1895) 185
– Harnack und das Apostolikum (1892) 197
– Luzifer (1917) 215
– Das Problem des Islams (1894) 221
Russische Spiritualität 247
– Russische Philosophie und semitischer Geist
(1898) 249
– Der geistliche Russe (1919/20) 255
Verzeichnis der Erstdrucke/Erläuterungen 265
Nachwort 301
Zeittafel 321
Personenverzeichnis 323
O autorze
Das Leben der Lou Andreas-Salomé, die am 12. Februar 1861 in
St. Petersburg geboren wurde und am 5. Februar 1937 in Göttingen
verstorben ist, umfaßt die Emanzipation vom zaristischen
Rußland mit Hilfe eines sehr scharfen und sich keinerlei Zwängen
beugenden Verstands, die finanzielle Unabhängigkeit mit
Hilfe der Schriftstellerei und die bereitwillige umfassende Akzeptanz
des psychoanalytischen Prinzips in Bewunderung ihres
Gründers.
Die Stadien dieses Lebens könnten auch betitelt werden mit
den Namen der Weggefährten jener Zeiten – Friedrich Nietzsche,
Rainer Maria Rilke, Sigmund Freud –, man wird damit jedoch
diesem selbstbestimmten Frauenleben nicht annähernd gerecht.
Eine ausführliche Lebensbeschreibung von Lou Andreas-
Salomé findet sich in: »Lou Andreas-Salomé. ›Wie ich dich liebe,
Rätselleben‹. Eine Biographie«, von Michaela Wiesner-Bangard
und Ursula Welsch, die als Taschenbuch bei Reclam Leipzig 2002
erschienen ist (2. akt. Aufl. 2008). Sie ist auch als E-Book erhältlich
bei Medien Edition Welsch 2010 (erweitert um ein Kapitel zur
psychoanalytischen Theorie und Praxis von Lou Andreas-
Salomé).