Mit Ludwig Feuchtwangers Jüdischer Geschichte ist ein bislang unpubliziert gebliebenes Werk jüdischer Historiographie zu entdecken. Der Autor, Verleger bei Duncker & Humblot und Bruder von Lion Feuchtwanger, behandelt in dem unvollendeten, gleichwohl vom Autor selbst zum Druck bestimmten Text die Zeit von 1200 v.u.Z. bis 1250 n.u.Z. Dabei nimmt er viele paradigmatische Gestalten der jüdischen Geschichte (wie Philon und Maimonides) in den Blick und betont die zentrale Bedeutung der Religion für die „Selbstbehauptung“ des Judentums in seiner Geschichte. Im historischen Spiegel erörtert Feuchtwanger die großen Fragen nach „Todfeindschaft“ und Fremdherrschaft, Assimilierung, Exodus und Exil und richtet sich dabei mit seiner kulturgeschichtlichen Rekonstruktion der jüdischen „Lebensordnung“ auch explizit gegen eine idealistische Verengung auf eine Philosophie des Gesetzes.
Feuchtwangers 1935–38 entstandener Text gehört damit in den Kontext eines bemerkenswerten Phänomens, das Michael Brenner für die Zeit nach 1933 als letztes „Aufflammen jüdischer Geschichtsschreibung im Nationalsozialismus“ bezeichnet hat.
O autorze
Reinhard Mehring, Pädagogische Hochschule Heidelberg; Rolf Rieß, Pentling.