Im Roman 'Lob des Opportunismus’, der im Original 2016 erschien und den Preis des Tschechischen Literaturfonds erhielt, trifft ein unerwarteter und außergewöhnlicher Erzähler auf ein spannendes Stück mitteleuropäischer Geschichte. Dieser Erzähler bildet sich sehr viel auf seine Größe, seine Urteilsfähigkeit und Allwissenheit ein, wirkt dabei aber häufig borniert und manchmal witzig. Ein Palast als Erzähler? Von der angesehenen Familie Čzernín in Prag erbaut, hat er in seiner langen Historie viele Funktionen erfüllen müssen: Residenz, Kaserne, Armenhaus, Sitz des Reichsprotektors und Außenministerium eines neuen Staates. So bewahrt er in seinen Wänden viele Geheimnisse, denen er seine eigene Interpretation mitgibt. Als Leitmotiv zieht sich durch das ganze Buch die Suche nach einem Verständnis für die Person und das tragische Ende des tschechoslowakischen Außenministers Jan Masaryk. Aber auch zartere Gefühle spielen eine Rolle – hofft doch der Palast, ein standhafter Soldat und Fechtmeister, seine Gefühle mögen von der feinsinnigen und barmherzigen Loreto-Kapelle erwidert werden.
O autorze
Marek Toman: Geboren 1967, ist Dichter, Prosaautor und Publizist. Er studierte an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität, arbeitete 1992–1997 beim Tschechischen Rundfunk und seit 1997 ist er Angestellter des Außenministeriums der Tschechischen Republik. Nach mehreren Gedichtbänden erschienen eine Vielzahl zum Teil preisgekrönter Kinderbücher und mehrere Romane für Erwachsene mit unterschiedlichster historischer Thematik, die aber immer in die Gegenwart hinüberreicht. Seine Geschichten sind häufig aus ungewöhnlichen Perspektiven erzählt, Perspektiven, die einen anderen Blick auf überkommene Vorstellungen zu Geschichte und Gegenwart erlauben. Tomans Bücher wurden in mehrere europäische Sprachen übersetzt. Auf Deutsch erschienen 2019 'Die große Neuigkeit vom schrecklichen Mord an Šimon Abeles’ (Veliká novina o hrozném mordu Šimona Abelese) bei Wieser und das Kinderbuch 'Der Prager Golem’ bei bahoe books (Můj Golem) und 2020 das Kinderbuch 'Die Konditorei Zum Schielenden Jim’ im Drava Verlag (Cukrárna u Šilhavého Jima).