Die bedeutende Rolle von Universitäten als Orte der Speicherung, Ordnung sowie der Diffusion von konfessionellen Wissensbeständen im 16. und 17. Jahrhundert ist unbestritten. In besonderer Weise gilt dies für die Universität Wittenberg, an welcher seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts die maßgeblichen Vertreter der lutherischen Reformation wirkten. Die Leucorea war auch nach dem Tod der Gründergestalten das bedeutendste und einflussreichste reformatorische Zentrum in Mitteleuropa. Als Kristallisationskern protestantischer Gelehrsamkeit zog Wittenberg bis weit ins 17. Jahrhundert hinein in großer Zahl auswärtige Studenten an. Dies beschränkte sich freilich nicht auf die Bedeutung der dort lehrenden Theologieprofessoren, sondern gilt auch für Vertreter aller anderen Fakultäten. Um diese umfassende Behauptung näher zu begründen und mit historischen Belegen zu versehen, fand im 450. Jahr der Wiederkehr von Melanchthons Todestag (2010) eine Tagung in den Räumen der Stiftung Leucorea statt, welche an die internationale Strahlkraft der Wittenberger Universität als Ausgangspunkt der viel zitierten „Weltwirkung der Reformation“ (GERHARD RITTER) anknüpfte. Insgesamt 20 Forscher unterschiedlicher Disziplinen sind der Einladung gefolgt. Ihre Beiträge werden in diesem Band der Öffentlichkeit vorgestellt.
O autorze
Markus Wriedt, Prof. Dr. theol., Studium der Theologie und Philosophie in Hamburg und
München. Zwischen 1985 und 2012 Forschungs- und Lehrtätigkeit in Mainz sowie in den USA. Seit 2006
Inhaber der Professur für Kirchen- und Theologiegeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt a. M.