Wie kann der Mensch die Welt und sich selbst begreifen in einer Zeit, die von Montaigne mehr und mehr als eine gottferne Endzeit erfahren wird? Die neuen Wissenschaften geben für ihn darauf noch keine hinreichende Antwort. Dafür findet er in der 'Sebundischen Wissenschaft vom Menschen’, als die die Theologia naturalis erscheinen will, ein eigenes Schlüsselkonzept. Es ist die hermeneutische Form der Identitätsbestimmung Gottes, die Montaigne nun auf die Selbstbestimmung des Menschen überträgt. Die fortschreitende Selbsterforschung der Essais zeigt, welche modernen Konsequenzen sich daraus ableiten lassen. Montaignes lange Abhandlung mit dem Titel Apologie des Raimundus Sebundus erweist sich dabei als der Kern des gesamten Essais.
O autorze
Martin Gessmann (geb. 1962), Professor für Kultur- und Techniktheorie und Ästhetik an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main. Arbeitsschwerpunkte: Technik als Kultur, Hermeneutik und Geschichte der Philosophie.