Literarische Kurz- und Kürzestformen, deren Geschichte so alt ist wie die abendländische Literatur, haben im Verlauf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem in den romanischen Literaturen der Welt eine ungeheuer dynamische Entwicklung erfahren. Mit vielen Seitenblicken auf andere europäische wie außereuropäische Literaturen verdeutlicht dies der Band Nanophilologie anhand der Analyse zahlreicher spanisch-, französisch- und portugiesischsprachiger Beispiele. Es gilt, die gerade in Deutschland augenfällig gewordene „Verspätung“ der Erforschung dieser Phänomene zu überwinden. Die Nanophilologie als sich konstituierender Bereich einer literatur- und kulturwissenschaftlich ausgerichteten Philologie untersucht die Mikrotextualität als spezifische Verdichtungsform, anhand deren Analyse Phänomene, Verfahren und Formprägungen von Literatur modellhaft herausgearbeitet werden können. Ziel ist es, die fundamentalen narrativen und semantischen Funktionsweisen von Literatur überhaupt zu beleuchten. Mit anderen Worten: Es geht der Nanophilologie ums Ganze.
O autorze
Ottmar Ette, Universität Potsdam.